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Umbuchungskulanz: Reisebüros wenig begeistert

Mit neuen Umbuchungsregelungen wollen die Veranstalter Buchungsanreize setzen, auch für die Türkei

Mit neuen Umbuchungsregelungen wollen die Veranstalter Buchungsanreize setzen, auch für die Türkei. Foto: mg

Die großzügigeren Umbuchungsangebote einiger Veranstalter sorgen im Reisevertrieb für wenig Begeisterung. Ganz im Gegenteil: Aus Angst vor zusätzlicher Arbeit empfehlen viele Reisebüros genau jene Länder, für die es solche Angebote nicht gibt. Dies ergab eine Umfrage von touristik aktuell unter ausgewählten Agenturen.

Die Reiseverkäufer verstehen zwar durchaus den guten Willen der Reiseveranstalter, verunsicherten Kunden die Buchungsentscheidung für einen Urlaub etwa in der Türkei oder in Ägypten zu erleichtern. Gleichzeitig fürchten sie jedoch neben der drohenden Mehrarbeit, dass sich solche Angebote dauerhaft etablieren könnten.

Bestes Beispiel ist dafür Thomas Cook: Der Reisekonzern bietet mit der Flex-Option seit April 2015 die Möglichkeit,  gegen einen Aufpreis bis zehn Tage vor der Abreise kostenlos umzubuchen. Die Angst der Reisebüros vor Mehrarbeit war bislang jedoch unbegründet: Das Angebot werde zwar „sehr gut“ angenommen, heißt es aus Oberursel. Tatsächlich genutzt werde es aber nur von einem „eher geringen Anteil der Kunden, die die Option gebucht haben“.

Aktuell werde die Flex-Option stärker nachgefragt. Dies habe jedoch vor allem mit der aktiveren Kommunikation im Vertrieb zu tun und nicht nur mit der Verunsicherung vieler Kunden, glaubt man bei Thomas Cook.

Ein Gedanke, dem sich auch Philipp Cantauw, Chef des Reisebüro Schmidt in Wolfenbüttel, anschließen kann: Aus seiner Sicht befreien kulantere Umbuchungsangebote „den Reisegast ja nicht von einer Grundskepsis, die er einem Zielgebiet gegenüber hat“. Und Zweifel seien ja „genau das, was man in einer guten Beratung nicht transportieren möchte“.

Aus Sicht von Heike Lessner, Inhaberin von Universal Reisen in Lüneburg, ist der Service „sicher eine gute Idee im Sinne des verunsicherten Kunden“. Reisebüros jedoch liefen dabei Gefahr, „dass der gleiche Kunde für zwei unterschiedliche Reisen beraten werden muss“. Dies trage sich wirtschaftlich nur, „wenn eine Umbuchungsvergütung gezahlt wird“.

In die gleiche Kerbe schlägt Michael Merges vom Reisebüro Beachfinder in Koblenz: „Mich nervt das kolossal.“ Hier gehe es um Marketing-Aktionen auf Kosten der Reisebüros, die völlig überflüssig seien: „Wenn wir Ägypten verkaufen, sagen wir ganz klar: Sobald etwas Ernstes passiert und das Auswärtige Amt eine Reisewarnung ausspricht, können Sie immer kostenlos stornieren oder umbuchen.“ Dieser Hinweis reiche völlig aus.
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