Reisevertrieb

Branche: Eine Million Kunden weniger

Insbesondere Familien mit Kindern halten sich mit Urlaubsbuchungen noch zurück

Insbesondere Familien mit Kindern halten sich mit Urlaubsbuchungen noch zurück. Foto: TUI

Der Touristikbranche fehlen im Vergleich zum Vorjahr zurzeit Sommerbuchungen von fast einer Million Bundesbürgern. Dies geht aus einer aktuellen Analyse der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zum Reiseverhalten der Deutschen hervor.

Die GfK kommt dabei weitgehend zu den gleichen Aussagen wie Reisebüros und Veranstalter: Vor allem die Urlaubsländer im östlichen Mittelmeer und in Nordafrika verzeichnen hohe Einbußen, während es im westlichen Mittelmeer brummt. Karibische Ziele, insbesondere Kuba, liegen im Trend. Auch Südafrika, der Indische Ozean und Nordamerika laufen vergleichsweise gut.

Nach Einschätzung der GfK warten viele potenzielle Urlauber „anscheinend erst einmal ab, wie sich die Sicherheitslage und die anhaltenden Flüchtlingsströme im Mittelmeer-Raum entwickeln“. Insbesondere Familien mit Kindern hielten sich mit Urlaubsbuchungen noch zurück.

Das schlägt sich in den Buchungs- und Umsatzzahlen des Reisevertriebs deutlich nieder: Neun Prozent weniger Umsatz ist die aktuelle Bilanz in den Reisebüros. Im Online-Reisevertrieb – hier sind die Buchungen über Reiseportale und Reiseveranstalter enthalten – erreichen die bislang erzielten Reiseumsätze laut GfK immerhin das Vorjahresniveau.

Besonders heftig trifft es derzeit die Türkei, Ägypten und Tunesien: Für diese drei Länder fehlen im stationären Reisevertrieb Buchungen für mehr als 500 Millionen Euro. Die Umsatzrückgänge für alle drei Urlaubsländer zusammen bewegen sich laut GfK bei rund 40 Prozent. Auf Online-Reiseportalen sind die Buchungen für Ägypten sogar um mehr als die Hälfte zurückgegangen.
Die Türkei büßt im Online-Vertrieb mit einem Fünftel ihrer Vorjahresumsätze dagegen etwas weniger ein als im Reisebüro. Insgesamt bleibt die Türkei dennoch neben Spanien das beliebteste Auslandsziel der Deutschen.

Die Verluste im östlichen Mittelmeer können die Zuwächse in anderen Ferienregionen derzeit nicht auffangen. Die höchsten Zuwächse verzeichnen laut GfK die Kanaren und Portugal. Deutschland liegt im Veranstaltergeschäft aktuell mit zwölf Prozent im Plus.

2015 unternahmen die Deutschen 109 Millionen mehrtägige Urlaubsreisen, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von fünf Prozent. Zusammen mit den sonstigen Privatreisen haben sie insgesamt mehr als 58 Milliarden Euro ausgegeben, fast sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Die Studie verbindet Daten aus dem Vertriebs- und Konsumenten-Panel der GfK. Ersteres basiert auf den Buchungsdaten von rund 1.200 Reisebüros. Für das Konsumenten-Panel werden monatlich rund 19.000 Haushalte befragt.
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