Reisevertrieb

EU-Richtlinie: Molina warnt in Berlin

Warnte im Tourismusausschuss vor den Konsequenzen der neuen Pauschalreiserichtlinie: TSS-Chef Manuel Molina

Warnte im Tourismusausschuss vor den Konsequenzen der neuen Pauschalreiserichtlinie: TSS-Chef Manuel Molina. Foto: TSS

Der Chef der Reisebüro-Kooperation TSS, Manuel Molina, hat in einer Anhörung des Tourismusausschusses vor den Konsequenzen der neuen EU-Pauschalreiserichtlinie für Reisebüros gewarnt. „Was der Gesetzgeber uns hier antun könnte, ist immens", sagte Molina in Berlin. Wenn der Entwurf in der derzeitigen Form Gesetz werde, seien 50 Prozent der kleinen und mittelgroßen Reisebüros in Deutschland vom Verschwinden bedroht.

Grundlage der Anhörung war der aktuelle Referentenentwurf aus dem Bundesjustizministerium. Für diesen gibt es inzwischen mündliche Zusagen, die kleine Verbesserungen versprechen. Das Grundproblem, dass Reisebüros beim Vermitteln einzelner Bausteine schnell zum Veranstalter mit entsprechender Haftung werden, ist damit allerdings nicht gelöst.

Der Grund dafür sei, dass die geplante EU-Richtlinie den Besonderheiten der deutschen Reisevertriebsstruktur nur „in unzureichendem Maße Rechnung“ trage, so Molina. Die Arbeit in den Reisebüros werde deutlich aufwändiger und bürokratischer: „Wir werden uns in der Zone der Illegalität befinden. Wir sind doch nicht die Behörde.“

Unterstützung erhielt Molina unter anderem von DRV-Präsident Norbert Fiebig. Er sagte, eine solche Richtlinie sei der „Nährboden“ für eine Haltung, aus der der Brexit entstanden sei. In die gleiche Kerbe schlug Ulrike Regele vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag: „Wir überziehen Betriebe mit einer Bürokratie, die gerade die kleinen und mittleren gar nicht mehr leisten können.“

Erstaunlicherweise wenden sich inzwischen selbst die Verbraucherschützer gegen die EU-Richtlinie: „Wir sind nicht glücklich", räumte Felix Methmann, Touristikreferent beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, bei der Anhörung ein. Er wies darauf hin, dass die Richtlinie eine europäische Vollharmonisierung zum Ziel habe, was dem nationalen Gesetzgeber künftig kaum noch eigenen Spielraum lasse. Durch das neue Pauschalreiserecht werde das bisher in Deutschland geltende Niveau des Verbraucherschutzes abgesenkt: „Das ist nicht schön", so Methmann.