Neben den eigenen Shops sind Reisen von L’Tur nur in den konzerngebundenen Büros von TUI buchbar. Foto: ta
Der ASR erwägt, beim Bundeskartellamt und der EU-Wettbewerbskommission Beschwerde gegen den Last-Minute-Spezialisten L’Tur einzureichen. Nach Ansicht des Mittelstandsverbands liegt ein Wettbewerbsverstoß vor, da der Veranstalter seine Produkte ausschließlich über die eigenen Shops sowie über die rund 1.000 konzerngebundenen TUI-Reisebüros vertreibt.
Immer öfter erreichten den ASR diesbezüglich Beschwerden von Reisebüro-Inhabern, heißt es. Unterbreiteten Agenturen ihren Kunden TUI-Angebote, passiere es häufig, dass die Kunden den Reisebüros mit einem „identischen, jedoch deutlich günstigeren Angebot von L’Tur“ gegenüber träten.
„Die Preisunterschiede machen nicht selten den gesamten Provisionserlös aus“, berichtet ASR-Präsident Jochen Szech. „Hier findet ein eklatanter Wettbewerbsverstoß statt, den wir als Mittelstandsverband nun durch die Kommission in Brüssel und das Bundeskartellamt in Berlin überprüfen lassen werden.“
ASR-Kollegin Sylvia Dönnwald, Vorsitzende des Ausschusses Reisemittler, sieht es ähnlich. Im freien Vertrieb könne man nicht länger akzeptieren, von den Konzernen über die Hintertür ausgebootet zu werden. „Die Kollegen verlieren in zahlreichen Fällen nicht nur die Provision und den Umsatz, sondern zumeist auch den Kunden“, sagt sie.
Bei mehreren Reisebüros sei der Versuch gescheitert, eine Agentur von L’Tur zu bekommen. Das Ansinnen wurde mit dem Hinweis darauf, dass diese nur konzerneigene Büros von TUI erhalten könnten, abgelehnt. Nach Meinung des ASR-Ausschusses „Recht & Unternehmenssicherung“ ist dies ein klarer Verstoß gegen den einheitlichen Marktzugang innerhalb der EU.
Bei L'Tur ist man „erstaunt“ über die Vorgehensweise des ASR. Das Anliegen sei bislang nicht an L'Tur herangetragen worden, heißt es. Der Veranstalter arbeite seit Bestehen mit einem begrenzten Vertriebsnetz für hohe Prozesseffizienz und verfolge eine andere Vertriebsstrategie als TUI Deutschland.
