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TUI Fly/Air Berlin: Wilder Streik oder nicht?

Auf TUI Fly kommen eventuell hohe Kosten für Entschädigungszahlungen zu. Entscheiden müssen das die Gerichte

Auf TUI Fly kommen eventuell hohe Kosten für Entschädigungszahlungen zu. Entscheiden müssen das die Gerichte. Foto: TUI Fly

Die aktuellen Flugausfälle bei TUI Fly sowie den Charter-Flügen von Air Berlin werden ein Fall für die Gerichte: Immer mehr Experten sind der Auffassung, dass die Airlines stehengebliebene Reisende für die Ausfälle entschädigen müssen.

TUI betonte bislang, dass es sich bei den massenhaft kurzfristigen Krankmeldungen der Kabinen- und Cockpit-Mitarbeiter um einen so genannten wilden Streik handele. Dem widersprach als einer der ersten Reiserechtler Paul Degott aus Hannover. Nach seiner Ansicht sind die Flugausfälle nicht auf „außergewöhnliche Umstände“ zurückzuführen.

Nun sagt auch der auf Fluggastrechte spezialisierte Experte Ronald Schmid, dass TUI es sich zu einfach mache, sofort vom einem wilden Streik zu sprechen und sich somit der Haftung zu entledigen. Von einem wilden Streik kann Schmid zufolge nur dann die Rede sein, wenn eine Belegschaft „gesteuert und kollektiv die Arbeit niederlegt, ohne dass dieser Arbeitskampf von einer Gewerkschaft geführt wird“.

Zwar könne man derzeit „vermuten, dass die Massenerkrankung nicht zufällig erfolgt und in zeitlichem Zusammenhang zu angekündigten Änderungen“ bei der Airline stehe. Der Nachweis, „dass es sich um einen autonomen Streik der Arbeitnehmer handelt“, fehle jedoch, stellt Schmid klar.

Diese Auslegung ist für die geschädigten Flugreisenden von großer Bedeutung. Läge ein wilder Streik vor, könnte sich TUI Fly von der Zahlung von Ausgleichsleistung nach der Fluggastrechte-Verordnung befreien.

Dem schließt sich sogar der tourismuspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen an. „Die Ausfälle bei den Airlines sind selbstverschuldet. Mit ihrer Kommunikationspolitik haben sie ihre Mitarbeiter offenbar so verschreckt, dass die jetzt nicht zur Arbeit erscheinen“, lässt der Bundestagsabgeordnete per Pressemitteilung seine Sicht der Dinge wissen. Die Airlines müssten sich „jetzt mit ihren Mitarbeitern einigen, statt den Konflikt auf dem Rücken der Passagiere auszutragen“.