Äthiopien

Abenteuerpfade zu den Kaffeekirschen

Rotes Gold: edelster Kaffee aus dem Ufa-Forst. Foto: sb

Die Bohnen sollen Ökotouristen in den Südwesten Äthiopiens locken

Durch matschige Erde geht es immer tiefer in den dichten Bergwald. Hornvögel krächzen, Colobus-Affen rufen, Bambuszweige knacken. Im Schutz mächtiger Urwaldriesen entdecken wir das Wertvollste, was das Land zu bieten hat: die lichtscheuen, roten Kaffeekirschen an bis zu acht Meter hohen Sträuchern. Im Bergnebelwald von Kafa ist der Ursprung des Coffea arabica, dort gedeiht die edelste Kaffeesorte mit dem besonderen Geschmacksaroma.

Mesfin Tekele, Projektkoordinator des Naturschutzbundes (Nabu) Äthiopien, weist in die Runde der Kaffeepflücker, die die deutsche Gästegruppe auf der Wanderung in der Nähe des Dorfes Ufa durch den Wald begleiten und erklärt: „Die Lebensbedingungen dieser Menschen haben sich sehr verbessert, seit die Kafa-Region als Biosphärenreservat anerkannt ist.“

Noch vor wenigen Jahrzehnten war Äthiopien zu etwa vierzig Prozent von Wald bedeckt. Heute sind davon weniger als drei Prozent übrig. Eines der letzten Waldgebiete liegt in der Kafa-Region im Südwesten, 440 Kilometer und acht Stunden Fahrzeit von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt. Seitdem der enorme Wert des wilden Kaffees erkannt wurde, unterstützt der Nabu die Einrichtung und Förderung des Kafa-Biosphärenreservats in der Region um Bonga.

Der Kreislauf aus Wasserspeicherung und Verdunstung schafft das einzigartige Klima und die üppige Vegetation. Die Bauern haben gelernt, dass sie nur mit einem intakten Wald eine Zukunft haben. Inzwischen vermarkten 26 Genossenschaften der Kafa-Region die wertvollen Kaffeekirschen. Zahlreiche Arbeitsplätze wurden geschaffen.

Das einst verschlafene Provinzstädtchen Bonga entwickelt sich zu einem Wirtschafts- und Kulturzentrum, verstärkt wird der Auf- und Ausbau eines nachhaltigen Tourismus‘ angekurbelt. Das Coffeeland Hotel, kleine Geschäfte, ein Friseur und der neue Regierungssitz der Kafa-Region wurden gebaut. Besonders stolz sind die Bewohner auf das Kaffeemuseum, das Ende dieses Jahres eröffnet werden soll.

In den Kaffeewäldern werden Wanderwege mit Kaffeeerlebnispfaden und Aussichtstürmen ausgebaut. Guides begleiten die Besucher auf Wegen, auf denen Menschen seit Generationen Wasser, Brennholz, Viehfutter und in selbstgeflochtenen Körben die Kaffeekirschen zu den Hütten schleppen. „Ohne Kaffeezeremonie dürfen Gäste Kafas Wälder nicht verlassen“, sagt Tekele und lädt die Gruppe ein. Über Holzkohle werden die Bohnen geröstet, zu Pulver gestampft und in einer Karaffe mit Wasser aufgekocht. Der Duft ist betörend, der Geschmack mild-fruchtig und die wohltuende Ruhe der Dorfgemeinschaft ein Geschenk an die Urlauber.



Sybille Boolakee

Reisezeit
Die beste Reisezeit für die Kafa-Region ist in der Trockenzeit zwischen Ende September und Mai. In der Regenzeit zwischen Juni und September ist die Fortbewegung abseits der befestigten Straßen stark behindert, teilweise unpassierbar. Zu finden sind Reisen in die Region bei African Dreams und Meier’s Weltreisen.

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