Sao Tome & Principe

Lässig am Äquator

Das ist Sao Tome: neugieriges Kerlchen, ungewohnter Brennholztransport und Freiluft-Frisieren

Der afrikanische Inselstaat Sao Tome will in aller Ruhe mehr Touristen für sich gewinnen

Malerisch: Der Regenwald grenzt an den Strand vom Bom Bom Resort auf Principe. Fotos: ah

Den Tag so gemütlich wie möglich verbringen: „Leve leve“, so das Motto auf Sao Tome und Principe, heißt so viel wie ruhig oder lässig. Deutschen Urlaubern dürften die afrikanischen Inseln indes noch kein Begriff sein. Hier die Eckdaten: Der Inselstaat liegt im Golf von Guinea, 200 Kilometer westlich von Gabun. Entdeckt wurde die Hauptinsel am 21. Dezember 1470 von zwei Portugiesen, die ihr den Namen des Heiligen St. Thomas verpassten. Dann kamen Lohnarbeiter aus Angola und von den Kapverden, die über Jahrhunderte auf den Kakao-, Zuckerrohr- und Bananenplantagen schufteten.

Diese Geschichte ist noch heute lebendig: Zerfallene Plantagen, so genannte Rocas, sind auf den Inseln verstreute Sehenswürdigkeiten. Die Natur hat sich die ehemals prächtigen Herrenhäuser und Arbeiterunterkünfte teils zurückerobert. Auf manchen Rocas organisieren Kooperativen den Anbau von Kaffee. Andere werden von Investoren aufwändig restauriert und in Luxus-Resorts umgebaut. 

Historische Plantagen

Nicht verpassen dürfen Urlauber die größte Roca, Agostinho Neto, auf Sao Tome. Das 9.000-Hektar-Areal besticht durch portugiesische Kolonialarchitektur und wird von 2.000 Insulanern kleinteilig bewirtschaftet. Weiter nördlich auf der Roca Monte Forte können Urlauber auf der Kakao-Route durch die Anbaugegend trekken. Die größte Herausforderung ist aber die zweitägige Besteigung des 2.024 Meter hohen Pico de Sao Tome.

In der Inselhauptstadt lernen Gäste im Nationalmuseum die bewegte Geschichte des jungen Landes kennen und besuchen das Schokoladenlabor des Florentiners Claudio Corallo, der Süßes von Weltruf herstellt. 

Picknick auf dem Breitenkreis „Null“

Auf dem Markt zwischen grünen Zitronen, blutroten Chilis und einem Tisch, der unter dem Gewicht Dutzender Schwertfische fast zusammenbricht, decken sich Urlauber für ein Picknick ein. Ziel ist das winzige Eiland Ilheu das Rolas, das an der Südspitze von Sao Tome klebt.

Die Mini-Insel liegt mitten auf dem Äquator. Von der 40.000 Kilometer lange Linie, die die Welt in Norden und Süden teilt, sind auf Ilheu das Rolas zehn Meter in den Boden eingezeichnet. Herrlich für Touristen: Sie tänzeln auf der schmalen Linie, machen Selfies und picknicken mit Leckereien vom Markt. Die Insel ist auch ein Naturparadies: Es blühen Strelitzien, auf Augenhöhe protzen pralle Bananenstauden und im Dickicht versteckt sich eine Porzellanrose. Auf dem Eiland kann in einem Pestana-Hotel genächtigt werden – Robinson-Crusoe-Stimmung auf Vier-Sterne-Niveau.

Touristen besuchen den Inselstaat im Schnitt für sieben Tage. Vier Tage verweilen sie auf Sao Tome, für drei Tage geht es ins 150 Kilometer entfernte Principe. Die Anreise ist ein kleines Abenteuer: Mit einer alten Dornier 228 geht es über das Meer. Nach 30 Minuten blicken die Passagiere aus dem Fliegerfenster auf das unendliche Grün der Insel. Nebel steigt aus den dichten Regenwäldern auf, die bis an die weißen Stränden reichen. 90 Prozent der Insel sind mit Regenwald bedeckt. Trails führen durch das Unterholz. In der Dämmerung flattern Graupapageien über die Köpfe der Wanderer. Vogelbeobachtung spielt sowieso eine große Rolle: Auf der Hauptinsel gibt es 17 endemische Arten, auf Principe sind es acht.

Bacardi? Das ist möglich ...

Eine Berühmtheit Principes ist der Praia Banana, wo das Leve-leve-Motto einmal mehr in den Fokus rückt. An dem makellosen Strand, der ein berühmter Schnorchel-Spot ist, soll in den 80er Jahren ein Bacardi-Werbespot gedreht worden sein. Touristiker werben damit. Doch ob dies stimmt, kann niemand bestätigen. „Kann sein“, meint ein Hotel-Manager. „Habe ich auch schon mal gehört“, so ein Kaffeebauer. Lässig eben.

Wann und wie?
Die Inseln sind ganzjährige Urlaubsziele. Kaum Niederschläge gibt es zwischen Mai und September. Hotels und Rundreisen sind etwa über die Veranstalter Hauser Exkursionen und Olimar buchbar. Die Anreise erfolgt mit TAP Portugal über Lissabon mit Zwischenstopp in Accra.

Arne Hübner
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