Malaysia

Malaysia: Bei den Waranen von Borneo

Wer etwas Abgeschiedenheit sucht, findet im Tunku-Abdul-Rahman-Nationalpark leicht ein ruhiges Plätzchen.

Der Tunku-Abdul-Rahman-Nationalpark vor Kota Kinabalu

Beliebtestes Fotomotiv auf der Insel Pulau Sapis sind die bis zu zwei Meter langen Warane. Fotos: fh

Pulau Sapis beliebteste Fotomotive sind mit Vorsicht zu genießen. Jeden Mittag kriechen die bis zu zwei Meter langen Warane langsam und nahezu lautlos aus dem dichten Gestrüpp der Inselmitte zum Grillrestaurant, dessen Angestellte die Tiere regelmäßig mit den Essensresten füttern. Auch das ist Destinations-Marketing.

Schaudernd lassen sich die Festlandbesucher mit den furchterregenden, nervös züngelnden Echsen ablichten, um wenig später wieder zu Spießchen und Seafood zurückzukehren oder eine Runde um die Insel zu schnorcheln. Dass die Warane so beliebt sind, mag nicht nur an ihrer beeindruckenden Größe liegen – sie sind auch das einzige Detail, das nicht ins perfekte Bild vom Tropenparadies passt.

Pulau Sapi, die Heimat der Warane, ist nur eine von fünf Inseln direkt vor Sabahs Hauptstadt Kota Kinabalu gelegen, die zusammen den Tunku-Abdul-Rahman-Nationalpark bilden: 50 Quadratkilometer tropische Vegetation, weiße Strände, Mangrovenhaine und viel grün-blaues Meer drumherum. Alle fünf sind in nur 10 bis 20 Minuten per Speedboat zu erreichen und bestechen mit makelloser Küste, an der vor allem Tauchanfänger unter der Ausrüstung ächzen. Kaum Strömung, gute Sicht unter Wasser und flache Strände sind ideal für Tauchkurse – marine Tropen für Anfänger und ohne Gefahren, dafür aber mit allerhand bunten Bewohnern. Rotfeuerfische und Clownfische schwimmen dem Touristen hier genauso vor die Brille wie Barrakudas oder Schmetterlingsfische. Auch der Blick aus dem Wasser kann lohnend sein: Neben völlig furchtlosen Makaken turnen auch Nashornvögel durchs Geäst der Bäume, sogar Seeadler sind keine seltenen Gäste.

Die Waranen-Insel Sapi mag bei Ausländern besonders beliebt sein, Pulau Manukan ist jedoch der Favorit der lokalen Bevölkerung. Wohl auch, weil sie besonders gut erschlossen ist: Duschen, Restaurants und sogar ein Swimmingpool gibt es hier. Ganz allein ist der Reisende auf Manukan nie. Sehr viel ruhiger zeigt sich Sulug, die am weitesten entfernte Insel. Touristisch ist sie kaum interessant. Nicht weil sie weniger attraktiv wäre, sondern schlicht nur schlecht erreichbar ist.

Allen Inseln gemein ist: Theoretisch schließen sie um 17 Uhr. Wer länger bleiben will, muss übernachten. Für internationale Touristen mit Anspruch, also alle, die bereits in der Jugend mit dem Thema Camping abgeschlossen haben, sind die Resorts Gayana Eco Resort und Bunga Raya Spa (www.gayana-eco-resort.com) die einzige, aber beruhigend angenehme Alternative. Beide liegen auf der größten Insel Pulau Gaya. Die Wasser-Villen der kleinen Anlagen werden – der Name ist Programm – nach ökologischen Maßstäben geführt. Wer hier unterkommt, darf sich dem Robinson-Crusoe-Gefühl hingeben: Wenn die letzte Fähre kurz vor Sonnenuntergang ablegt, wird es auf Pulau Gaya so still, wie es der erfahrene Reisende in Asien kaum für möglich gehalten hätte.
Françoise Hauser
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