Singapur

Hängende Gärten im Häusermeer

Mehr Grün in Singapur: die „Supertrees“...

Singapur ist ein Hochhaus-Dschungel – im wahrsten Sinne des Wortes

... und das Parkroyal Hotel. Fotos: Singapore Tourism Board, fh

Lianen, Hängepflanzen, Vogelgezwitscher. Der erste Blick aus den Fenstern des Parkroyal Hotels auf der Pickering Road am Rande von Chinatown lässt keinen Zweifel: Singapur liegt mitten in den Tropen – und der Tropenwald mitten in der Stadt.

Auf mehr als 15.000 Quadratmetern hat das Parkroyal Hotel die Fassade in ein Dschungelbiotop inklusive Pools und Wasserfälle verwandelt. Quasi ein vertikaler Urwald, der in den letzten Jahren zahlreiche architektonische Preise einheimste.

Interessant ist: Das Parkroyal Hotel mag der spektakulärste Fall der Gebäudebegrünung sein, aber längst nicht der einzige. Mehr als 65.000 Quadratmeter Dächer und Fassaden wurden in Singapur bereits begrünt.

Grün schaffen, ohne Grundstücke zu opfern

Unter dem Slogan „Green Singapore“ will die Stadt nicht nur konventionelle Grünflächen nutzen, sondern auch weiterhin neue, innovative Konzepte schaffen. Mit der Green Urbanscape Asia veranstaltet Singapur sogar eine eigene Messe zum Thema Gebäudebegrünung. Bis 2020 soll die Grünfläche immerhin noch einmal um mindestens ein Viertel wachsen. Logisch, dass man dabei in einer so dicht besiedelten Stadt auf außergewöhnliche Ideen setzen muss, will man keine Wohn- oder Industrieviertel abreißen.

Wie man aus dem Nichts Grünfläche gewinnt, hat die Stadt bereits 2012 mit den Gardens by the Bay bewiesen. Auf dem Landgewinnungsprojekt an der Marina Bay ragen 18 mehr als 50 Meter hohe „Supertrees“ als Vertikalgärten mit tropischen Kletterpflanzen und Farnen gen Himmel und erzeugen nebenbei auch noch die Energie, die sie für die Parkbeleuchtung benötigen, selbst.

Man muss dazu sagen: Singapurs Bemühungen entstehen nicht aus dem Mangel an Grünflächen. Bereits jetzt steht Singapur in Sachen Natur gut da: Mehr als 1,3 Millionen Bäume säumen die Straßen der Stadt, und die Hälfte der Landfläche ist begrünt und teils sogar als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Warane inklusive

Mehr als 400 Parks zählt das National Parks Board. Der älteste von ihnen, das 164 Hektar große Dschungelgebiet Bukit Timah, ragt mitten in Singapur 163 Meter aus der Skyline, umgeben von Ausfallstraßen, Wohnvierteln und Einkaufszentren. Bereits zu kolonialen Zeiten wurde es als Naturreservat ausgewiesen, heute dient das Areal genauso Freizeitsportlern als Jogging-Strecke wie Schulklassen zum Anschauungsunterricht – und Touristen zum authentischen Dschungelausflug, Begegnungen mit Waranen, Affen, Lemuren und manchmal sogar Ameisenbären inklusive. Die Vielfalt an Flora gerät dabei in den Hintergrund. Zu Unrecht, denn allein in Bukit Timah gibt es mehr Pflanzenarten als in ganz Nordamerika.

Fast genauso artenreich zeigt sich das Feuchtgebiet Sungei Buloh Wetland Reserve im Norden Singapurs: Das 130 Hektar große, einsame ‧Naturschutzgebiet ist eine wichtige Station für mehr als 125 Arten von Zugvögeln. Belebter sind die Southern Ridges, eine neun Kilometer lange Verbindung von Parks und Brücken, die vom Mount Faber, Singapurs Aussichtspunkt mit Blick über den Hafen und Küste, bis zum West Coast Park führt.

Eines haben alle Grünflächen gemeinsam: Sie sind nicht nur gut erschlossen, sondern auch kartografisch erfasst. Wanderkarten und Infos gibt es beim National Parks Board unter www.nparks.gov.sg.
Françoise Hauser