Thailand

Affengott und Prinzessin

Puppenspieler Noppadol Hongseesakul und seine Lieblingsfigur – der affenähnliche Hindugott Hanuman

Puppenspieler Noppadol Hongseesakul und seine Lieblingsfigur – der affenähnliche Hindugott Hanuman

Stopover in Bangkok: Am Klong Bang Luang tanzen die Puppen

Spannend: Eine Klong-Tour im Longtail-Boot.

Spannend: Eine Klong-Tour im Longtail-Boot. Fotos: rh

Mit Bangkok verbinden Besucher Staus und Verkehrschaos, glitzernde Shopping Malls und Tempel, durch die sich eine Reisegruppe nach der anderen drängt. Doch es gibt auch ein Bangkok jenseits der überfüllten Straßen: Die thailändische Metropole, insbesondere das am westlichen Ufer des Chao-Praya-Flusses gelegenen Stadtgebiet, ist von einem dichten Netz von Wasserwegen und Kanälen durchzogen. Eine Klong-Tour im Longtail-Boot, die unter anderem am Pier an der Taksin-Brücke startet, gehört seit Langem zu den beliebtesten Aktivitäten bei einem Stopover.

Auch wir sind mit einem Motorboot auf den Klongs unterwegs, sehen den Menschen, die am Ufer wohnen, zuweilen fast in die Kochtöpfe. Unser Ziel ist das Baan Silapin, ein Künstlerhaus in einem 200 Jahre alten Holzhaus direkt am Klong Bang Luang, das täglich für Besucher geöffnet ist. Chumpol Akapantanon, ein Künstler, hat das zweistöckige Holzhaus vor einigen Jahren renovieren lassen.

Puppentheater der besonderen Art
Mittlerweile wird dort sechsmal pro Woche um 14 Uhr ein Puppentheater aufgeführt, das von einem der renommiertesten Ensembles der Stadt gestaltet wird. Puppenspieler Noppadol Hongseesakul und seine Kollegen von der Kham-Nai-Gruppe waren früher für das Joe Louis Theatre am Suan-Lum-Nachtmarkt tätig, damals das prestigeträchtigste Puppentheater in Bangkok. Ihre kunstvollen Puppen bauen sich die Spieler selbst, meist aus Pappmaschee, damit sie nicht zu schwer werden.

Während der Aufführung tragen Hongseesakul und seine Kollegen schwarze Kleidung und Gesichtsmasken, damit sie nicht von den von ihnen geführten Figuren ablenken. Um die Pappmaschee-Puppen grazil und genau zur Musik passend mit Metallstäben zu steuern, wird jede Puppe von bis zu drei Spielern geführt. Diese stimmen ihre Bewegungen exakt aufeinander ab, wobei auf die eleganten Handbewegungen der Puppen besonders viel Wert gelegt wird.

Schwerer Stoff, locker aufbereitet
Diese Art Puppentheater ist eine Variante des Khon-Tanzes, eines Maskentanzes, der früher nur am Königshof aufgeführt wurde. Auf dem Programm steht schwerer Stoff, doch er wird kurzweilig dargeboten: Die Geschichte des affengleichen Hindugottes Hanuman aus dem Ramakian, das auf dem hinduistischen Ramayana-Mythos aufbaut. In dem Theaterstück, das mit Musik unterlegt ist, wirbt Hanuman in einem Tanz um Prinzessin Benjakai, die in einer schwierigen Mission unterwegs ist – und natürlich kriegen sich die beiden am Ende.

 „Es ist eine traditionelles Stück, aber wir inszenieren es modern. Wir spielen mit Geschlechts- und Farbunterschieden“, erläutert Puppenspieler Hongseesakul. Tradition muss mit der Zeit gehen, davon ist der Künstler überzeugt, denn im Smartphone-Zeitalter gibt es kaum Jugendliche, die sich lange traditionelle Tanzaufführungen ansehen.

Deshalb erhält das dramatische Stück bei der nachmittäglichen Aufführung im Baan Silapin einen Comedy-Touch. Wer den Klong Bang Luang, der auch Klong Bangkok Yai genannt wird, besucht, für den lohnt ein Stopp im Künstlerhaus. Wer will, kann selbst aktiv werden, etwa Masken bemalen oder Figuren modellieren.
Rainer Heubeck