Kambodscha

Kampot: Wo der Pfeffer wächst

Sonnenuntergang am Segelclub des Hotels Knai Bang Chatt im Küstenort Kep

Sonnenuntergang am Segelclub des Hotels Knai Bang Chatt im Küstenort Kep

Die Küste Kambodschas lockt mit Gewürzplantagen, kolonialer Architektur und vielen Stränden

Auf der Pfefferfarm von Sorn Sothy kann man die Verarbeitung der Gewürzkörner beobachten.

Auf der Pfefferfarm von Sorn Sothy kann man die Verarbeitung der Gewürzkörner beobachten. Fotos: hb

Geschichtsbücher besingen die Idylle, man sollte also vorbereitet sein. Doch steht man dann tatsächlich an Kambodschas Küste, um mit einem Drink in der Hand unter säuselnden Palmen den Sonnenuntergang zu bestaunen, stockt der Atem trotzdem. Vor 100 Jahren entwickelte sich die Region zu Asiens Cote d’Azur: Die Inselchen im Golf von Siam und der Ort Kep-sur-Mer mit Casino und 1.000 Villen wurden zum Treffpunkt der High Society. Die Roten Khmer beendeten das mondäne Treiben, doch inzwischen ist die Region wieder en vogue.

Schicke Boutique-Hotels
Im Städtchen Kampot erinnern ganze Straßenzüge von bröckelnden Shophouses an die französische Kolonialzeit. Waren es vor ein paar Jahren nur Backpacker, die hierher fanden, bucht sich nun eine neue Klientel in schicke Boutique-Hotels ein.
Auch um die Ecke in Sihanoukville, dem Ausgangspunkt für Touren auf den Inseln im Golf von Siam, finden sich restaurierte Relikte aus der Boom-Zeit. Im Independence Hotel, einem Prachtbau im Stil des Modernismus mit Privatstrand und weitem Blick aufs Meer, übernachtete einst schon die Präsidentengattin Jackie Kennedy.

Genusstouristen erkunden die hügelige Region im Hinterland, in der ein edles Gewürz gedeiht: Pfeffer. Die Tradition geht auf das zwölfte Jahrhundert zurück, doch erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das „Gold aus Kampot“ in Europa populär. Damals verwendete jeder französische Koch, der etwas auf sich hielt, nur den besonders aromatischen Pfeffer aus der Küstenregion Kambodschas.

Mit dem Beginn des Vietnamkriegs kam der Anbau zum Erliegen. Heute erlebt das edle Gewürz jedoch eine Renaissance: Hunderte von Farmen produzieren in Handarbeit und Bio-Qualität für Feinschmecker in aller Welt.

Pfeffer aus Kampot ist nämlich nicht einfach nur scharf, sondern besticht durch unzählige Aromen. „Die grünen Körner sind mild mit einer Zitrusnote. Der rote Pfeffer schmeckt süß und fruchtig. Der weiße hat eine herbe und der schwarze Pfeffer eine würzige Schärfe“, erzählt Sorn Sothy, die mit ihrem deutschen Mann Norbert Klein eine Pfefferplantage führt, die ihre Tore für Besucher öffnet.

Wie die Khmer selbst ihr Gewürz verwenden, können Urlauber auf dem Krabbenmarkt im kleinen Örtchen Kep kosten. Oder man macht im schicken Hotel Knai Bang Chatt Station, um die süßlich-scharfen Kreationen des deutschen Kochs Kien Wagner zu probieren.

Angebote in den Katalogen
Viele Reisebüros empfehlen die Strände Vietnams als Badeverlängerung nach dem Besuch der Tempel von Angkor. Kambodschas Küste ist inzwischen aber ebenfalls in den Katalogen vertreten. Asien-Spezialist Lotus Travel bietet einen viertägigen Reisebaustein ab Phnom Penh: Mit Privat-Guide erkundet man die Sehenswürdigkeiten von Kep, Kampot und Sihanoukville. Strandhotels sowie die Privatinsel Song Saa sind bei FTI, Meier’s Weltreisen und Thomas Cook buchbar.

Die Tage, in denen man die Region nur in einer langen Überlandfahrt erreichte, sind zum Glück ebenfalls vorbei: Kambodschas Flag Carrier Cambodia Angkor Air fliegt von Siem Reap nach Sihanoukville und weiter nach Ho-Chi-Minh-Stadt.
Helge Bendl