Neuseeland

Neuseeland: Der stille Nervenkitzel

Die Südinsel ist eine Herausforderung für Radler und Trekker  

Um die neuseeländischen Alpen per Rad zu durchqueren, sind eiserne Muskeln und viel Durchhaltevermögen nötig: Mörderische Steigungen, Erdrutsche und immer wieder Regengüsse von tropischer Intensität sägen an den Nerven der erfahrensten Radveteranen. Trotzdem machen sich jedes Jahr Hunderte von Mountainbikern auf, genau diese schweißtreibende Strecke zu bewältigen. Praktisch autofrei und gesäumt von schneebedeckten Bergketten, aus deren Tälern sich immer wieder Schafherden auf die Hauptstrecken ergießen, gilt die Strecke als Verkörperung aller Neuseeland-Klischees.

Gummi in Gefahr
Jenseits aller Klischees sind die Gefahren eines solchen Trips: Schon ein kurzer Gang in den nächsten Tante-Emma-Laden genügt – zerfetzte Reifen, abgerissene Lenkergriffe und die rückstandsfreie Entfernung des Sattels sorgen immer wieder für gezwungene Stopps inmitten der Alpen. Keine zehn Minuten dauert so eine Orgie der Zerstörung, die Delinquenten bekommt das Opfer nur selten zu Gesicht – sie sind in der Regel vor der Schadenbegutachtung abgeflogen. Sprichwörtlich.

„Nestor Notabilis“ nennen sich die Gummiräuber, im bürgerlichen Leben als Kea bekannt. Normalerweise leben die Papageienvögel in den kargen Höhen der neuseeländischen Alpen, wo sie ihre enorme Kreativität zur Futtersuche nutzen. Ähnlich wie bei den Menschen treibt es die jungen, männlichen und vor allem unausgelasteten Tiere immer wieder in die Täler, wo sie einer Mutprobe gleich und mit der Schlagkraft einer Wikingerhorde durch die Orte toben. Am Ende dieser gemeinschaftlichen Ausflüge stehen ratlose Rad- und Autofahrer, die größte Schwierigkeiten haben dürften, die Ursache der Schäden ihrer Versicherung zu schildern. Wer die Invasion des Keas überstanden hat, darf sich getrost zurücklehnen – er hat die „gefährlichsten“ Tiere der Insel bereits kennen gelernt.

Trekken mit viel Regen
Viele Besucher entscheiden sich für die langsamere, aber nicht minder spektakuläre Art, Neuseeland zu entdecken: Trekking. Gelegenheit dazu gibt es genug, gut ein Zehntel der Landesfläche besteht aus Nationalparks. Und der Rest erweckt immer den heimlichen Verdacht, nur versehentlich nicht auf der Liste der schützenswerten Gebiete gelandet zu sein.

Ganz besonders beliebt sind die Tracks entlang der Westküste der Südinsel. Hier werfen sich die neuseeländischen Alpen so ungestüm ins Meer, dass der Wanderer innerhalb eines einzigen Tages, vom Strand bis zum Hochgebirge, Vegetationszonen im Zehnerpack sammelt.

Nur das Wetter spielt nicht immer mit. Nach wenigen Tagen auf der Südinsel hat auch der letzte Reisende verstanden, warum der Regenwald genau diesen Namen trägt. Abschrecken kann dies den echten Trekker freilich nicht.
Um die Biotope rund um die „Great Walks“ zu schützen, wurde daher ein Buchungssystem eingeführt, das die Zahl der Wanderer auf ein tägliches Quantum reduziert. Besonders reizvolle Strecken wie der Milford Track müssen Monate im Voraus gebucht werden.

Am einfachsten funktioniert dies online unter http://booking.doc.govt.nz – oder beim Veranstalter. TSA Travel Service, Boomerang Reisen und Kiwi Tours führen Neuseeland Trekking-Touren im Programm.
Françoise Hauser
Anzeige