Australien

Schwarze Schwäne, bleiche Geisterbäume

Zwischen dichtem Busch und hohen Kalksteinwänden schlängelt sich ...

Auch an Bord eines Schaufelraddampfers lässt sich die Natur Südaustraliens erkunden

... die Murray Princess durch Südaustralien. Fotos: aze

Mannum am Murray River. Das verschlafene Ferienstädtchen wird am Wochenende zum Hot Spot für Städter aus dem nahen Adelaide, die hier bei Bier und Barbecue auf ihren Hausbooten ausspannen. Besucher aus ferneren Gefilden jedoch lockt Mannum mit reizvollen Kreuzfahrten auf Australiens einzigem großen Strom, der sich von der Quelle in den Snowy Mountains von New South Wales träge 2.570 Kilometer lang bis zur Mündung in den Südpazifik wälzt.

Die schneeweiße Murray Princess ist eine Schönheit. Im typisch verschnörkelten Zuckerbäckerstil der Südstaaten wirkt das Schiff wie die kleinere Schwester der stolzen Mississippi Queen. Und beide ziehen ihre Schaufelräder durch die Fluten großer Ströme - nur, dass der Murray River der fünftlängste Fluss der Erde ist, dürfte hier zu Lande weniger bekannt sein.

Ebenso die turbulente Geschichte der Paddle Steamer, die im letzten Jahrhundert den Murray zum Highway des Südens machten. Mannum ist die Wiege der australischen Dampfschiffe. William Randell, einer der Paddle-Steamer-Pioniere, gründete 1852 den Ort am Fluss, um dort das erste australische Dampfboot zu bauen.

Unter dröhnendem Hörnerklang setzt sich das Schaufelrad der Murray Princess in Bewegung. Schwarze Schwäne und Pelikane gleiten vorbei. Bald verschwindet die Sonne hinter den Eukalyptusbäumen am Ufer. Zeit, sich vor dem ersten Dinner mit dem Schiff vertraut zu machen. Ganz aus Glas sind die Wände der doppelstöckigen Lounge mit Bücherei, hinter der sich das große Schaufelrad dreht. Cocktailbar und Speisesaal sind edel mit Zeder und Mahagoni verschalt. Die 60 kompakten Kabinen sind hell und freundlich möbliert. Im Unterdeck gibt es ein Spa mit Saunen.

Gemächlich zieht die Princess an Busch- und Sumpfland vorüber. Hier brüten unzählige der schwarzen Schwäne, auch kunterbunte Enten und andere Wasservögel. Bald tauchen die ersten der spektakulären, gelb-rosafarbenen Klippen auf. Das wechselnde Licht zaubert die schönsten Farbspiele auf die aufragenden Kalksteinwände. Tausende Schwalben haben sich ihre Nester in das weiche Gestein gepickt, andere Steilwände wiederum werden von lautstark kreischenden Kakadus besetzt.

Kapitän Peter nimmt sich viel Zeit für seine Gäste, erzählt von der Entdeckung des Murray River und der großen Zeit der Paddle Steamer. Von Matthiew Flinters waghalsigen Expeditionen ist die Rede und von Charles Sturt, der den Murray dann 1830 erkundete und das Flusssystem entdeckt hat. Bald ließen sich die ersten weißen Siedler am Strom nieder, gefolgt von Glücksrittern, die der Goldrausch in Victoria anlockte.

Die Transportprobleme schienen unlösbar - bis 1853 die ersten Dampfschiffe den Murray eroberten. Als 1864 dann die Eisenbahn von Melbourne bei Echuca den Murray River erreichte, kam bald das Ende für die großen Paddle Steamer. Der Fluss hält für die Kapitäne stets Überraschungen bereit: wechselnde Sandbänke nach Regenfällen und extremes Niedrigwasser im Sommer. Kaum zu glauben, dass die Princess mit ihren fünf Decks nur einen Meter Tiefgang hat.

Auch wenn das Schaufelrad das Schiff mit nur zehn Stundenkilometern vorantreibt, gibt es immer etwas zu sehen. Die Ngaut Ngaut Aboriginal Reserve etwa, die archäologischen Stätten der Ureinwohner. Auf dem Hochplateau fühlt man sich vor Felsgalerien mit geheimnisvollen Zeichnungen um Jahrtausende zurückversetzt.

Bei Landspaziergängen bringt Kapitän Peter seinen Gästen Flora und Fauna am näher - von den nachtaktiven Kängurus sind allerdings nur Spuren sichtbar. Auf umgestürzten Bäumen sonnen sich Schildkröten, Kakadus kreischen in kalkweißen Geisterbäumen. Besonders in der Abenddämmerung machen diese bizarren Gewächse ihrem Namen alle Ehre. Fast kitschig-schön präsentiert sich dann die Kulisse zur "Bush Night" auf einer Insel vor roten Felsen. Da singt, swingt und rockt die Crew unterm Sternenzelt.


Monika Zeller

Buchen
Die Murray Princess fährt für Captain Cook Cruises, Sydney. Zu buchen per E-Mail an: cruise(at)captaincook.com.au. Es werden drei-, vier- und siebentägige Kreuzfahrten angeboten.