Italien

Italien: Zum Grappa an die Brenta

Die Brücke über die Brenta hat der berühmte Baumeister Andrea Palladio entworfen.

Die Brücke über die Brenta hat der berühmte Baumeister Andrea Palladio entworfen. Foto: aze

Bassano del Grappa ist die vitalste unter den Kleinstädten des Veneto

Gelassen fließt die Brenta unter der Ponte degli Alpini hindurch, teilt das stolze Bassano del Grappa in Ober- und Unterstadt – ein Anblick, der jede Konkurrenz weit und breit in den Schatten stellt. An die gedeckte Holzbrücke, die kein Geringerer als Andrea Palladio vor 450 Jahren entwarf, reihen sich mittelalterliche Häuser; venezianische Palazzi und Bürgerhäuser ziehen sich den Hügel hoch, gekrönt von Burg und Stadtmauer. Dahinter das Voralpen-Panorama mit dem Monte Grappa. Eine Postkartenidylle? Irgendwie schon, aber dafür ist die Stadt viel zu vital. Tagesausflügler bevölkern zwar am Wochenende die Gassen und Plätze, doch sonst sind die Bassanarios weitgehend unter sich.

Traditionsreiche Destillerie
Natürlich kommt man in Bassano del Grappa am Grappa nicht vorbei. Hier lässt man sich doch gern in die Geheimnisse des hochprozentigen Tresterschnapses einweihen, gilt die alte Stadt an der Brenta doch als dessen Hochburg. Die kleine Schankstube der Gapperia Nardini direkt an der alten Brücke ist meistens rappelvoll. Dort trifft man sich selbstverständlich auf einen Aperitivo, plaudert mit Bekannten und zieht wieder seines Weges.

Der Familienbetrieb Nardini hat seit 1779 sein Domizil am Fluss. Seither blieben die Schank- und Verkaufsräume unverändert. Früher, als die gewaltigen Baumstämme für das Holz verschlingende Venedig die Brenta heruntergeflößt wurden, war Bassano der Umschlagplatz. Hierher kamen die Käufer aus Venedig, um den Handel perfekt zu machen. Besiegelt wurde der Kauf mit einem Grappa bei Nardini – und noch heute bevorzugen die Einheimischen das Traditionshaus vor anderen Destillerien am Ort. Nur einen Steinwurf entfernt hat die edler gestylte Poli-Destillerie ihren Sitz, die mit einem ausgezeichneten Grappa-Museum auf Touristen eingestellt ist.

Aber Bassano hat ja nicht nur seinen Grappa. Die größte unter den kleinen Städten ist umgeben von einem Kranz reizender Orte. Castelfranco und Cittadella zum Beispiel mit ihren mittelalterlichen Mauern und Türmen und freskenbemalten Palazzi. Oder zum östlich gelegenen Asolo, das sich steil einen Hang hinaufzieht, inmitten dunkler Zypressen auf grünen Hügeln. Der anmutige Ort mit mächtigen Palazzi und Arkaden gesäumten Straßen zog Dichter, Künstler und Romantiker scharenweise an.

Palladio auch im Hinterland
Ein genialer Geist ist selbst im ländlichen Veneto allgegenwärtig: Andrea Palladio, Baumeister des 16. Jahrhunderts, der mit seinen säulenreichen Villen für viele Epochen stilprägend wurde, etwa für für Potsdams Sanssouci oder das Weiße Haus in Washington. Eine seiner schönsten Villen liegt nahe Asolo in Maser.

Und abends wieder in Bassano bummeln: Unbedingt sollte man mal in der Antica Drogheria Menon vorbeischauen, einem Krämerladen wie zu Großmutters Zeiten mit tausend Schubladen, Wurzelbürsten und Gläsern voller Bonbons. Oder bei der Carteria Tassoti herumstöbern, die nach alten Mustern herrliche Schachteln, Notizbücher und Karten produziert. Und bevor man sich zum Abendessen den berühmten weißen Bassano-Spargel gönnt, führt der Weg auf einen Grappa bei Nardini vorbei.

Monika Zeller
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