Deutschland

Köln: Welterbe und Sterneküche

Dieter Müller kocht im Drei-Sterne "Restaurant Dieter Müller" im Schlosshotel Lerbach in Bergisch-Gladbach. Von dort ist es nicht weit bis zum Kölner Dom.

Dieter Müller kocht im Drei-Sterne "Restaurant Dieter Müller" im Schlosshotel Lerbach in Bergisch-Gladbach. Von dort ist es nicht weit bis zum Kölner Dom. Fotos: jm

Wo Kultur und Cuisine in Deutschland nahe beieinander liegen

Sein Schatten war bei der Vollendung 1880 der längste, den ein Bauwerk werfen konnte. Inzwischen steht das einst größte Gebäude der Welt – mit zwei Türmen von 157 Metern Höhe und der größten Kirchenfassade – selbst im heimischen Köln zwar in Sachen Höhe nur noch auf Platz drei: hinter Fernsehturm und Heizkraftwerk. Aber trotzdem reicht sein Schatten weiter: Unter den großen Kirchen der Welt verkörpert der Kölner Dom den Typus der hochgotischen Kathedrale am vollkommensten. Er beherbergt den Schrein für die Gebeine der Heiligen Drei Könige und im Südturm schwingt die mit 24 Tonnen schwerste Glocke der Welt. Nicht umsonst gilt der Dom als berühmtestes deutsches Bauwerk, das seit 1996 Welterbe ist.

Keinen Kilometer weiter südlich kann man im „La Vision“ auf Ein-Stern-, einen Kilometer nördlich im „Le Moissonnier“ sogar auf Zwei-Sterne-Niveau speisen. Und wer die kurze Fahrt über den Rhein nach Bergisch-Gladbach nicht scheut, findet sogar ein kulinarisches Aushängeschild der Bundesrepublik: Das mit drei Sternen gekrönte „Restaurant Dieter Müller“ im Schlosshotel Lerbach gilt als eines der besten Restaurants Europas. Wer von aromabetonten kulinarischen Meisterstücken spricht, kommt an der großen Küche von Dieter Müller als Patron-Chef und Nils Henkel, seit kurzem als alleiniger Küchenchef, nicht vorbei. Drei-Sterne-Zauber gibt's schon beim dreigängigen Lunch auf Wunsch in einer Stunde, so dass genügend Zeit für die Besichtigung des Doms bleibt. Wählt man jedoch das 19 kleine Gerichte umfassende „Amuse Bouche Menü“ sollte man sich mindestens so viel Zeit nehmen wie fürs Sightseeing.

Genau 32 Denkmäler in Deutschland sind auf der Welterbeliste der Unesco verzeichnet. Der „Michelin Deutschland 2008“ listet neun Drei-Sterne-, 15 Zwei-Sterne- und 184 Ein-Stern-Restaurants auf. Und in elf Fällen liegen Weltkultur und Kochkunst ganz nahe beieinander. So ist es in Berlin von der Tempelstadt der Künste mit neun Museen und 6.000 Jahren packende Menschheitsgeschichte zu einem der besten Hauptstadtköche nur eine kurze Taxifahrt. Die Museumsinsel von Berlin wurde 1999, nach Abschluss der aufwändigen Sanierungsarbeiten, in die Unesco-Liste aufgenommen. Während Berlin aus kulinarischer Sicht mehrfach mit B buchstabiert wird: Weil im Brandenburger Hof Berlin Bobby Bräuer klassische Sterne-Cuisine kocht und die Schatzkammer deutscher Weine anbietet. Sie beinhaltet 850 Positionen aus großen deutschen Jahrgängen.

Vom Ostsee-Strand in Lübeck bis zum Bodensee am Alpen-Rand, von Aachen bis Dresden, im klassischen Weimar, im römischen Trier, in Essen, Bremen oder Potsdam finden sich weitere Beispiele, wo man Weltkultur und Gourmet-Genuss verkehrstechnisch bestens verbinden kann. Im Gegensatz zu Denkmälern und Museen standen die Restaurants in Deutschland kulinarisch lange nicht an vorderster Front, aber so langsam kommen Genießer auf ihre Kosten. So viele Drei-Sterne-Köche wie jetzt gab es noch nie.

Weitere Informationen
Eine Übersicht über alle deutschen Unesco-Weltkulturerbestätten gibt es online unter www.unesco.de. Über alle deutschen Sterne-Restaurants informiert die Broschüre „Michelin Deutschland 2008“. Sie ist für 29,95 Euro erhältlich.

Jochen Müssig
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