Schweiz

Schweiz: Eine andere Welt

Weil es auf dem Aletsch-Gletscher keine markierten Wanderwege gibt, sollte man nicht ohne Bergführer durch Eis und Schnee ziehen.

Weil es auf dem Aletsch-Gletscher keine markierten Wanderwege gibt, sollte man nicht ohne Bergführer durch Eis und Schnee ziehen. Foto: rg

Gletscherwandern auf dem Aletsch erfordert Fitness

Wie ein weißes Band windet sich der Aletsch-Gletscher im Schweizer Wallis vom Jungfraujoch ins Tal. Mit 24 Kilometern Länge ist er der größte Gletscher der Alpen und steht seit 2001 unter dem Schutz der Unesco. Die meisten Besucher werfen nur vom Rand aus einen Blick auf das Eis, denn es gibt keine markierten Wanderwege. Aber mit Bergführer und in einer Seilschaft kann man eine bizarre Landschaft aus Schnee, Eis und Fels entdecken.

Die Bergführer leiten bis zu acht Personen über tiefe Gletscherspalten, reißende Schmelzwasserflüsse und endlos scheinende Eisfelder. Die Sicherung ist notwendig: Wer einbricht, fällt tief und kann auch noch unter den Gletscher gespült werden. Zudem bewegt sich das Eis und ändert ständig seine Oberfläche. Und so suchen die Bergführer immer wieder einen neuen Weg, hacken Stufen in die meterhohen Eiswände, wenn es nicht weitergeht, und sichern die Überquerung von Gletscherspalten.

Das klingt abenteuerlicher als es ist: Eine Wanderung über den Aletsch erfordert körperliche Fitness, ist technisch aber nicht anspruchsvoll und sogar für Familien mit älteren Kindern geeignet. Das Material für die Seilsicherung wird gestellt, nur Bergschuhe, wetterfeste Kleidung und ein Paar Handschuhe sollten die Wanderer selbst mitbringen.

Auf dem Aletsch-Gletscher werden verschiedene Routen angeboten, neben Tagestouren auch bis zu einwöchige Wanderungen. Besonders reizvoll ist der Start in mehr als 3.400 Metern Höhe am Jungfraujoch, von dort steigt man dann in zwei Tagen über den Gletscher ab. Zu dieser Tour gehört eine Übernachtung in der Konkordiahütte nahe der 3.000-Meter-Marke, wo die Wirte Raclette und Rösti bereithalten.

An der Hütte sind die Folgen des Klimawandels übrigens gut zu beobachten: Bei ihrem Bau vor 100 Jahren lag die Hütte nur 50 Meter vom Gletscher entfernt, heute thront sie auf einem Felsen hoch über dem Eis und eine Treppe führt hinauf. Das Eis des Aletsch-Gletschers geht langsam, aber sicher zurück. Trotzdem führt eine Wanderung bislang in eine andere, eine arktische Welt. Und wenn nach zwei Tagen im Eis die grünen Wiesen der Fiescheralp wieder auftauchen und die ersten Kuhglocken läuten, weiß man sich zurück in der Zivilisation.

Weitere Informationen zur Aletsch-Region findet man im Internet unter www.aletsch.ch.

Ricarda Gerhardt
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