Deutschland

Nordhessen: Im Namen der Rose

Es geht die Sage, dass in der Sababurg einst Dornröschen wohnte.

Es geht die Sage, dass in der Sababurg einst Dornröschen wohnte. Foto: cd

Dornröschen wohnt im Reinhardswald

Ganz Deutschland besteht aus zersiedelten Landschaften? Nein! Der Norden des Bundeslandes Hessen ist ein riesiger Forst. Tiefer Tann, in dem es von Bären, Wölfen und verwunschenen Prinzen dazumal nur so wimmelte: das Märchenland der Brüder Grimm. Hier sammelten sie den Stoff für ihre Storys.

Als bildschöne Eichenallee bummelt die Chaussee dahin, lichte Wälder zur Linken und Rechten. Wir sind im Reinhardswald, der der Sage nach seinen Namen davon hat, dass einst einem Grafen Reinhard das schöne Land zwischen Diemel und Weser gehörte. Schon 1907 wurde der Wald zum Naturschutzgebiet erklärt.

Plötzlich öffnet sich die Landschaft, Stoppelfelder und noch saftig grüne Weiden liegen links und rechts der Straße. Genau voraus liegt, halb versteckt hinter hohen Bäumen, wildromantisch und efeuumrankt, die Sababurg. Wie kam die fotogene Feste zu ihrem Namen? Nein, nicht die Königin von Saba stand Pate, sondern wieder gibt eine Sage Aufschluss. In der Gegend sollen einst drei Riesinnen gehaust haben: Brama, Trendula und Saba. Die fiese Trendula lauerte eines Tages ihren Schwestern auf und tötete sie mit Steinwürfen. Ihre Namen konnte sie aber nicht auslöschen, denn diese lebten in der Bramburg und der Sababurg weiter.

Hat Dornröschen wirklich hier gewohnt? Derlei ist nicht bewiesen. Aber die Brüder Grimm waren reiselustige Gesellen und kamen bei ihren Streifzügen kreuz und quer im nördlichen Hessenland herum. Lage und Bauart der Burg aus dem 14. Jahrhundert dienten daher wohl als Vorlage, um die einst mündlich überlieferte Mär von der Prinzessin im Dauerschlaf prächtig auszuschmücken und zum Volksmärchen auszuformulieren.

Aus dem Dornröschenschlaf wurde die im Laufe der Zeit marode gewordene Burg erst von Familie Koseck wachgeküsst, die eine lauschige Herberge daraus machte. Im historischen Burggarten finden sich Küchenkräuter und typische Blumen aus der Renaissance ebenso wie fünfzig verschiedene Rosensorten – auch wenn, mit Ausnahme von Apotheker- und Hundsrosen, die Königin der Blumen zur Blütezeit der Burg noch unbekannt war. Doch ein Dornröschenschloss ist ohne Rosen nun mal undenkbar, wissen auch die Kosecks, weshalb ihre Herberge ganz im Zeichen der Liebesblume steht. Rosen-Cocktail und Rosennudeln stehen auf der Karte, und jeder Gast erhält zum Abschied ein Gläschen Rosengelee. Auch ein Auftritt von Dornröschen samt Prinz lässt sich buchen. Gymnasiasten aus Hofgeismar bessern sich mit solchen Einsätzen ihr Taschengeld auf.

Zig Wanderwege locken in die herrliche Umgebung, zu der auch der Sababurg-Tiergarten gehört, einer der größten Tierparks Europas. Für Radtouren leiht das Hotel kostenlos Drahtesel aus. Da würde selbst das verschnarchte Dornröschen in die Pedale kommen.

Claudia Diemar
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