Griechenland

Rhodos im Vielseitigkeitstest

Die Insel Symi ist von Rhodos per Bootsausflug zu erreichen.

Die Insel Symi ist von Rhodos per Bootsausflug zu erreichen. Foto: pa

Die Insel kann zu Recht behaupten, nicht nur zum Baden zu taugen

Die Akropolis von Lindos ist eine Kampfansage an die Kondition. Sie wird von einem Berg am Meer als braune Krone getragen. Weiße Häuser sind an die Hänge gewürfelt, die Küstenlinie verläuft sichelförmig. Wir haben uns von einem Touristenschiff aus Rhodos-Stadt hier ausspucken lassen. Die Mittagshitze bullert wie ein Kachelofen.

Einmal kurz ins Wasser tauchen, das wäre wunderbar! Welch ein profanes Begehren, schimpft sich in Gedanken der Kulturtourist. Und stiefelt schweigend der Gruppe nach. Die Akropolis von Lindos gilt als zweitgrößte Griechenlands, da gibt es kein Pardon. Man kann die steinigen Serpentinen mit dem Eseltaxi zurücklegen – oder im Schweiße baden gehen. Oben auf der Akropolis werfen die Säulen schmale Schatten. Baukräne stören die königliche Aussicht. Es werden gerade die Sünden der Italiener beseitigt, die im vergangenen Jahrhundert die Tempelanlage mit Beton stabilisierten. Ein Kanalsystem mit Andenkenläden leitet die Besucher ins autofreie Herz von Lindos.

Wer sich in dem Ort auskennt, kehrt zum Speisen bei den Mavrikos-Brüdern ein. Humus mit Orangenschalen, sepiaschwarzes Risotto, Käse mit Pesto – traditionell ist das nicht. Aber köstlich. Danach kann man noch einen Blick in die Gassen rundherum werfen, in schmucke Kapitänshäuser und kunstvoll gepflasterte Innenhöfe. Rhodos kann mit Fug und Recht behaupten, mehr als ein Badeziel zu sein. Lindos ist dafür nur ein Beispiel von vielen. Eine andere historische Attraktion ist die mittelalterliche Altstadt in Rhodos-Stadt, Welterbe der Unesco, mit dem Großmeisterpalast, Museen und Nachtleben. Zum Chillen am Tage laden die Thermen von Kallithea außerhalb der Stadt ein. Im Café an der Bucht kann man in breiten Hängematten die Seele schaukeln. Im Landesinnern zeigt sich Rhodos von seiner lauschigen Seite. Da gibt es im Nordwesten das „Tal der Schmetterlinge“, ein verwunschener Flecken mit Bächlein und Holzbrücken. Schwärme von Tigermotten kleben braun-rot getarnt auf moosigen Steinen und Borken.

Im Örtchen Siana kann man sich Rhodos auf der Zunge zergehen lassen. Lakis Mastrosavvas am Kirchplatz verkostet Honig mit Joghurt und den klaren Tresterschnaps Souma. Weinproben führt das Weingut Emery (www.emery.gr) durch. Aus ungeläufigen Rebsorten wie Atheri und Amorgano werden in dem Betrieb jährlich rund 600.000 Liter gekeltert.

Eine erfrischende Station sind die „Epta Piges“, die „Sieben Quellen“ bei Kolymbia an der Südküste. Das Bewässerungssystem wurde einst von den Italienern angelegt. Man kann in der Bar am Parkplatz einen Eiskaffee zischen und dann durch einen 150 Meter langen Tunnel waten. Die Akustik da drinnen ist gruseliger als in mancher Geisterbahn. Eine Zeitreise im Miniformat bietet der Berg Filerimos, acht Kilometer südwestlich von Rhodos-Stadt. Reste eines Athene-Tempels, eine byzantinische Kirche und ein Johanniter-Kloster repräsentieren drei Epochen. Dass Rhodos sportlich ist, hat es im vergangenen Jahr als Gastgeber der „Island Games“ unterstrichen. Die Athleten haben sich in 18 Disziplinen wie Beachvolleyball, Triathlon und Schießen gemessen. Nun stehen die Sportstätten für Vereine, Gruppen und Touristen zur Verfügung – auf Anfrage unter training(at)islandgames.gr. Und an den Küsten locken viele Wassersportzentren. Wem das nicht reicht, kann auf die Nachbarinseln gondeln. Ein Kleinod ist das elf Kilometer lange Symi. Noch in den 80er Jahren war der Hauptort der Insel ein Ruinenfeld, heute ist alles wie geleckt. Sonnengelb leuchten die Fassaden mit klassizistischen Giebeldächern von den Hängen. Rund 1.200 Gästebetten gibt es auf Symi.

Auch auf Rhodos wächst das Übernachtungsangebot. In Kolymbia entsteht ein Hotel der neuen TUI-Marke Sensimar. Das Sensimar Port Royal Villas & Spa soll über 190 Zimmer im Villenstil verfügen und im Frühsommer 2009 in Betrieb gehen. Südlich von Lindos, in Plimiri, ist bis 2010 ein Robinson Club geplant. Schon jetzt gibt es auf Rhodos 120.000 Betten, ebenso viele wie Einwohner. Im vergangenen Jahr reisten 1,2 Millionen Besucher auf die viertgrößte griechische Insel. Deutschland belegt mit 250.000 Ankünften Rang zwei hinter Großbritannien. Noch. Denn die Russen kommen. Gegenüber dem Vorjahr hat sich deren Zahl verdoppelt.
Pilar Aschenbach
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