Lettland

Lettland: Urlaub auf dem Schloss

Jaunmoku Palace liegt eine gute Autostunde westlich von Riga.

Jaunmoku Palace liegt eine gute Autostunde westlich von Riga. Foto: gsch

In Lettland locken zahlreiche alte deutsche Adelshöfe

Dikli Palace heißt der neogotische Prachtbau zwei Autostunden nordöstlich der lettischen Hauptstadt Riga. Das Vier-Sterne-Hotel hat 30 Zimmer, alle individuell eingerichtet. Auf Messen wirbt Managerin Inette Litte für stressfreie Ferien auf ihrem Schloss bei Valmiera. Sauna, Dampfbad, Mini-Schwimmbad und Whirlpool sind ebenso selbstverständlich wie drahtlose Internet-Zugänge und ein tagsüber durchgehend geöffnetes Restaurant, in dem ein Koch am Herd steht, der sein Handwerk in deutschen Sterneküchen erlernt hat.

Dikli Palace ist nur eines der lettischen Landgüter, die zunehmend touristisch genutzt werden. Viele Güter baute einst der deutsche Landadel, dem sie oft Jahrhunderte als Familiensitz dienten, ehe sie unter kommunistischer Herrschaft verstaatlicht wurden. So wie das Schloss Jaunmoku, wo die staatliche Forstverwaltung ein kleines Hotel samt einfachem Bistro betreibt. Zwanzig Zimmer werden dort vermietet, gern auch an Seminargruppen.

Deutscher Landadel bewirtschaftete einst auch den Gutshof Birini, rund 15 Kilometer vom Städtchen Saulkrasti entfernt. Die Anlage mit Neorenaissance-Interieur liegt an einem See. Die Gäste können Boote leihen oder reiten. Ebenfalls neu als Hotel hergerichtet zeigt sich eine gute Autostunde südwestlich von Riga das alte Hofgut Mezotnes mit seinem gärtnerisch gestylten englischen Park. Mit Möbeln aus dem 19. Jahrhundert sind die meisten der 37 Zimmer perfekt und individuell eingerichtet.

Ruhe gepaart mit hohem Komfort sind die Pfunde, mit denen Lettlands Schlosshotels wuchern. Einige wie das Dikli Palace werden inzwischen auch von deutschen Veranstaltern wie Dertour angeboten.

Allerdings haben die Schlosshotels noch keine gemeinsame Marketing-Plattform, kämpft jedes Hofgut im Alleingang um die Gunst des Gastes. Man bemühe sich aber um einen gemeinsamen Touristikauftritt, so Litte vom Dikli Palace. Zwar seien fast alle alten, lettischen Adelsanlagen im „Verein der Schlösser und Landgüter“ organisiert, doch in den meisten befänden sich mehr Museen und Schulen als gastronomische Betriebe. Die Hotels aber haben als stärksten Trumpf im Wettbewerb die Preiskarte in der Hand: So kosten in der Regel die einfachsten Doppelzimmer weit unter hundert Euro – und auch die teuersten Luxus-Suiten sind immer preiswerter als vergleichbare Herbergen in Riga.
Günther Schenk