Estland

Estland: Natur und Luxus im Norden

Nicht nur die Natur ist bunt: typisches Wohnhaus auf Saaremaa. Foto: pj

Die Inselwelt des Landes überrascht Urlauber durch reiche Flora und Fauna

Der äußerste Westen der Republik Estland liegt im Wasser. Genauer gesagt: inmitten der „Westsee“. Denn die überaus zahlreichen Inseln des baltischen Landes werden aus hiesiger Sicht nicht – wie in unserem Sprachgebrauch üblich – von der Ostsee umschlossen. Es ist eine Frage der Perspektive: Für die Esten liegt das Meer im Westen. Auf den darin verstreuten 1.500 Inseln schlummern Estlands kostbare Naturschätze. Während der Sowjetzeit waren die Inseln allesamt Sperrzone, schließlich stellten sie einen Grenzabschnitt des „Eisernen Vorhangs“ dar. Esten vom Festland benötigten ein Visum für Inselbesuche, der Besitz von Booten war wegen Fluchtgefahr verboten. Selbst die historischen Windmühlen auf Saaremaa galten als sicherheitsrelevant und durften deshalb nicht bestiegen werden.

Heute überwältigt der natürliche Reichtum von Flora und Fauna: Das von Wacholdergebüsch und Salzwiesen überzogene Hilumaa, das schwedisch geprägte Vormsi und das über einen Damm mit der Hauptinsel Saaremaa verbundene kleine Muhu sind die wichtigsten estnischen Inseln. Mit über 600 Pflanzenarten – darunter allein 18 verschiedene nur hier blühende Orchideen – gilt der Archipel als biologisch extrem vielfältig. In den Wäldern hausen wie eh und je Bären, Luchse, Wölfe und Elche. Für Ornithologen gibt es kaum einen besseren Ort, um das Leben von Vögeln zu studieren. Große Gebiete der dünn besiedelten Inseln stehen zudem unter Naturschutz. Schnurgerade führen gut ausgebaute Straßen durch die dichten Laub- und Nadelwälder, unterbrochen nur von Klatschmohnfeldern, Mooren mit kristallklarem Trinkwasser und Seen in Meteoritenkratern.

Kuressaare ist die Hauptstadt der größten estnischen Insel, Saaremaa. Wie es sich für eine echte Inselhauptstadt gehört, kann Kuressaare nicht nur mit einer veritablen Bischofsburg aus dem 13. Jahrhundert aufwarten: Am Meer gelegen bietet die Stadt etliche Spa-Resorts unterschiedlicher Kategorien zur Auswahl. Das Arensburg Boutique Hotel & Spa etwa besteht aus einem alten Gebäude und einem Designer-Neubau. Es ist auch unter kulinarischen Gesichtspunkten die Topadresse.

Von Kuressaare aus fährt man in etwa einer Stunde nach Muhu. Auf der Insel mit dem märchenhaften Namen hat sich ein junger Koch namens Peeter Pihel im Small-Luxury-Haus Pädaste Manor und dem Restaurant Alexander zum Shooting-Star des gastronomischen Estlands emporgearbeitet. Luxus ist in Estland erschwinglich: Ein Zwei-Gänge-Lunch kostet im Alexander derzeit 18 Euro. Und für Deutsche sind die Hotelpreise in allen baltischen Ländern drastisch gesunken. Zumindest für Estland könnte sich das mit der Euro-Einführung zum 1. Januar kommenden Jahres allerdings wieder ändern.

Außer den Fähren verbindet zweimal täglich ein 30-minütiger Flug Saaremaa mit Tallinn auf dem estnischen Festland. Die Kulturhauptstadt 2011 ist durch Lufthansa täglich mit Frankfurt und neu auch mit München im Direktflug verbunden.
Peter Jaitner
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