Portugal

Kulturverliebt und fußballverrückt

Blick von der Portweinstadt Vila Nova de Praia hinüber zur Altstadt Portos.

Porto ist die heimliche Hauptstadt des Landes

Der Kreuzgang der Kathedrale Se. Fotos: aze

Herb sei sie, die Stadt an der Mündung des Rio Douro, würde die Besucher nicht gleich umarmen wie das eitle Lissabon, heißt es. Auch werde in Porto hart gearbeitet und Geld verdient, während die Landeshauptstadt es verschwende. Nun ja.

Fakt ist: Porto ist tatsächlich der wichtigste Wirtschafts- und Industriestandort des Landes. Gleichzeitig aber auch eine Studenten-, Kunst- und Sportstadt und ein attraktives Reiseziel. Vor allem das kulturelle Leben ist nicht erst seit dem Kulturhauptstadtjahr 2001 auf hohem Niveau. Museen, Konzerthäuser, Theater, Kunstgalerien und Bibliotheken bieten hochkarätige Angebote.

Die wohl bekanntesten Museen von Porto sind das Soares dos Reis National, das sich Portugals Kunst vom 16. bis 20. Jahrhundert widmet, und das Museu de Arte Contemporanea für zeitgenössische Kunst. Für exzellenten Hör- und gleichzeitig auch Sehgenuss sind die Konzerthäuser bekannt - der elegante Coliseu do Porto etwa oder die 2005 eröffnete, futuristisch anmutende Casa da Musica.

Aber die Bürger von Porto sind nicht nur kulturverliebt, ihre flammende Leidenschaft gilt dem Fußball: Bei den Heimspielen des FC Porto oder Boavista Porto brodeln die Emotionen der jeweiligen Anhänger über. Für nordeuropäische Fußball-Fans ist ein Spiel vom FC Porto im Estadio do Dragao mit 50.000 Sitzplätzen oder im Bessa Seculo XXI mit 30.000 Plätzen von Boavista Porto ein tolles Erlebnis abseits touristischer Highlights.

Wer Porto auf eigene Faust entdecken möchte, braucht Zeit und bequemes Schuhwerk. Am schönsten ist es, die Tour am jenseitigen Ufer des Douro zu beginnen, das bereits zum Nachbarort Vila Nova de Gaia gehört. Genießer starten vielleicht bei einem Glas Port vor einem der Restaurants an der Mole - von hier gibt es den ultimativen Blick auf das Altstadtviertel Ribeira, das sich steil die Hügel hinaufzieht.

Da sitzt man nun, genießt das Panorama - vor der Mole dümpeln dekorativ Rabelos, die gondelähnlichen Boote, mit denen einst die Portweinfässer den Douro hinuntergeschippert wurden. Zur Rechten überspannt die filigran wirkende Eisenkonstruktion der Ponte de Dom Luís I den Fluss.

Über diese Brücke spaziert man zum anderen Ufer. Rechts neben der Brücke befindet sich die Station der Funicular dos Guindais, eine Standseilbahn, die in wenigen Minuten den steilen Anstieg zur Oberstadt überwindet. Hier gehört natürlich der Bahnhof Sao Bento ins Programm; die Halle mit den monumentalen Azulejo-Gemälden ist ein beliebtes Fotomotiv.

Einen Genuss für alle Sinne verspricht der Mercado do Bolhao. In der wunderschönen alten Markthalle mit gusseiserner Galerie stapeln sich Berge von Kraut und Rüben, Früchten, Blumen und Zwiebelzöpfen, von Federvieh und glänzenden Fischleibern. Eher geistige Nahrung liefert die Livaria Lello & Irmaos, wohl einer der schönsten Buchläden überhaupt, in lupenreinem Jugendstil auf zwei Etagen.

Fehlt noch das Geistliche: Von all den vielen Kirchen Portos ist die wehrhafte Kathedrale Se ein Muss. Mag der Sakramentsaltar aus 800 Kilo reinem Silber auch beeindrucken - mit seiner besonderen Atmosphäre bezaubert der stimmungsvolle gotische Kreuzgang die Besucher. Unterhalb des Bischofspalastes beginnt dann der Bummel durch die verschlungenen Gassen der Altstadt.

Irgendwann landet man am früheren Flusshafen Cais da Ribeira, der sich mit Cafés und Restaurants zum Touristen-Spot entwickelt hat. Von hier schaut man über den Douro hinüber zur Mole der Portweinstadt Vila Nova de Gaia - von wo man bereits den schönsten Porto-Blick genossen hat.
Monika Zeller