Schweden

Rubens, Rembrandt und Roslin

Die Oper am Hafen ist nicht nur zu Spielzeiten einen Besuch wert.

Göteborg lockt Kunstbegeisterte und Opernfreunde

Kunst von der Stange - und doch einzigartig: eine Skulptur im Göteborger Kunstmuseum. Fotos: ck, Stena Line

Lasziv räkelt sich die freizügige Tänzerin kopfüber an der vertikalen Stange. Mit jeder Drehung zeigt sie den umstehenden Betrachtern en detail ihren wohlproportionierten Körper. Dieser ist nicht etwa aus Fleisch und Blut, sondern aus einem Styroporgemisch geformt - und er ist auch nicht in einem Nachtclub hier in Göteborg zu bewundern, sondern vielmehr im Kunstmuseum der schwedischen Hafenstadt.

Der überdimensionierte weiße Körper ist der Blickfang in der hohen Skulpturhalle des kommunalen Ausstellungshauses, das mehr zeigen will als "nur" die zweitgrößte Gemäldesammlung des Landes - mit Werken von Rubens, Rembrandt und Roslin. Man rühmt sich, die beste Kollektion skandinavischer Kunst überhaupt präsentieren zu können.

Die würden Außenstehende hinter den trist wirkenden Mauern des funktionalen Museumsgebäudes kaum vermuten. Überhaupt offenbart sich der Sex-Appeal der Stadt dem Besucher erst auf den zweiten Blick. Auf den ersten ist Göteborg eine industriell geprägte Stadt, deren größter Arbeitgeber Autobauer Volvo ist - übrigens auch mit eigenem Museum.

Doch wer hinter die Fassaden schaut, entdeckt, dass die Stadt sich zu einer aufstrebenden Adresse für Kunst, Mode und Design entwickelt. In den Gassen abseits des einzigen Boulevards, Avenyn, nahe den Markthallen zwischen Kungstorget und der Kreuzung Magasinsgatan, finden sich zahlreiche Ateliers und auch ein kleines Kaufhaus, das ausschließlich Produkte schwedischer Designer feilbietet.

Anlaufstelle für Musikbegeisterte ist die Oper am Hafen mit architektonisch maritimem Charakter. Ihr spitz zulaufendes Dach erinnert an einen Bug, und die gläsernen Fassaden des Foyers geben den Blick auf vorbeischippernde Fischer- und Ausflugsboote frei.

Drinnen, im Saal, bestimmt Europas breiteste Opernbühne das Bild. Auch das Klangerlebnis sei einzigartig auf dem Kontinent, tönt der Museumsführer, der selbst Musiker ist. Ein spezieller Wandanstrich, dem ihm zufolge gut 30.000 Eier beigemischt wurden, soll für eine ganz besondere Akustik sorgen. Diese zu erleben, ist in Göteborg übrigens sehr günstig. Hohe Fördergelder sollen den Opernbesuch für alle Interessierten erschwinglich machen. Für Touristen heißt das: frühzeitig reservieren.
Christofer Knaak