Tschechien

Schlossgeist trifft Weingeist

In der Burg Pernstein soll es gelegentlich spuken.

Die Region Südmähren ist der Weingarten Tschechiens

Beim Weinfest in Znojmo stehen auch Historienspiele auf dem Programm. Fotos: heu

Was für eine Burg. Außen prägen sie Gotik und Renaissance, innen dominieren Barock und Biedermeier. Die Burg Pernstein in Südmähren atmet nicht nur Geschichte. In ihr, so ist die Führerin überzeugt, spukt es auch gelegentlich. Der Geist einer weißen Frau streift des Nachts durch die mittelalterlichen Mauern.

Geister ganz anderer Art präsentiert Milan Veteska gleich unterhalb der Burg. In seinem Ladengeschäft dreht sich alles um den Wein-Geist. Denn im Gegensatz zu Böhmen, einer klassischen Bierregion, ist der Süden der Tschechischen Republik, insbesondere die mährische Grenzregion zu Österreich, ein klassisches Weinland. Und auch, wenn Milan Veteska persönlicher Lieblingswein ein 2008er Sauvignon ist - es lohnt sich, die traditionellen einheimischen mährischen Sorten zu probieren: Palava, Moravian Muscat und Aurelius. Diese Weine erleben derzeit wieder eine Renaissance, nachdem sie in kommunistischer Zeit eher ein Schattendasein fristeten.

Der Palava wird vor allem südlich der Stadt Brünn angebaut, in einer der wärmsten und regenärmsten Gegenden der Tschechischen Republik. In einer Landschaft, die äußerst sehenswert ist, denn an den Hängen der Pollauer Berge hinterlässt Mähren einen nahezu mediterranen Eindruck. Wer Zeit mitbringt, für den lohnt es sich, die sanfte Hügellandschaft Südmährens mit dem Fahrrad zu entdecken. Rund um die Städte Mikulov, ehemals Nikolsburg, und Znojmo, ehemals Znajm, gibt es Weinrouten unterschiedlicher Länge, die auf kleinen Landstraßen, asphaltierten Radwegen oder unbefestigten Feldwegen durch das größte Weinbaugebiet Mährens führen.

Karl IV., der bedeutendste König und Kaiser des Spätmittelalters, gab den mährischen Weinbauern im 14. Jahrhundert das Privileg, ihren Wein im ganzen Reich zu verkaufen. An Karls Vater Johann von Luxemburg erinnert ein Historienspiel, das alljährlich während des Weinfestes in Znojmo aufgeführt wird. Die Bürger feiern den Einzug von Luxemburgs in ihre Stadt - denn auf ihn geht ein erstes Weinbauprivileg zurück, das von Karl IV. noch erweitert wurde. Aber da ein König allein noch keinen Festzug ausmacht, sind beim Weinfest auch viele andere Darsteller vertreten: Ritter und Landsknechte, Fahnenschwenker und Trommler, Jongleure und Hofdamen, Gefangene und Henker.

Der eigentliche Star des Weinlesefests jedoch findet sich am Rande der Umzugs, nicht hoch zu Ross, sondern in Plastikbottichen und Plastikflaschen: Burcak, ein junger, nur teilweise gegorener Wein - ein Getränk, das man in Österreich Sturm und in Deutschland Federweißer nennt. Burcak wird auf den Weinfesten in Znojmo und in Mikulov, die beide im September stattfinden, an jeder Ecke ausgeschenkt. Es gibt ihn in rot und in weiß, an manchen Ständen schmeckt er pappsüß, an anderen etwas herber.

Rainer Heubeck

Weitere Infos

Weinfeste: Die Stadt Mikulov feiert in diesem Jahr vom 7. bis zum 9. September das Palava-Weinlesefest (www.palavske-vinobrani.cz); das Weinfest in Znaim findet am 14. und 15. September statt (www.znojemskevinobrani.cz).
Besichtigungen: Hrad Pernstejn, E-Mail pernstejn(at)brno.npu.cz, montags geschlossen.

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