Großbritannien

Im rechten Licht

Cornwalls mildes Klima lässt Gärten gedeihen, doch die Region hat auch einen mystischen Zauber

Am Ende der Welt ist man oft alleine. Land’s End, die zerklüftete Steilküste im äußersten Südwesten Englands ist so ein Ort, wenn man Glück hat. Das hat man meistens, denn die Briten lieben Shopping Malls und schaffen es in Land’s End bisweilen nur vom Parkplatz bis zu den Souvenir- und Fressbuden. Draußen ist es meist unwirtlich, aber dafür umso menschenleerer.

Genügend Freiraum, um entlang des Küstenpfades zu wandern und den gigantischen Ausblick auf vom Meer umtoste Felsen zu genießen. Weiter westlich liegen nur die Scilly-Inseln, die man bei klarem Wetter von den Klippen aus sehen kann. Das Heidekraut steht hier noch im Winter in lila Blüte und die Flechten auf den Felsen leuchten orange-gelb.

Cornwall könnte dem Rest des britischen Königreichs unähnlicher nicht sein. Subtropisch, keltisch und mystisch ist die Gegend. Kein Tag gleicht dem anderen, manchmal ändert sich das Wetter stündlich. Eben war sie noch da, die Sonne. Jetzt hat eine dicke Nebelwand die Felsen vor der Küste von Land’s End verschluckt. Nur die Möwen krächzen wie wild gegen den Nebel an. „Die Vögel“ von Hitchcock kommen einem da in den Sinn, lebte doch auch die Autorin der legendären Geschichte in Cornwall: Daphne du Maurier. Für heute bleiben die Möwen allerdings friedlich.

Eine andere von Mysterien umwobene Stätte thront mitten im Meer: der St. Michael’s Mount. Als Dependance des bekannten Klosters Mont-Saint-Michel in der Normandie sieht er diesem sehr ähnlich. Der Hafen war Mitte des 19. Jahrhunderts wichtig, denn dort wurde Zinn aus den nahen Minen verschifft, das Cornwall einst zu großem Reichtum verhalf. Aus der Zeit des Bergbaus sind nur Ruinen geblieben und eine kulinarische Spezialität: die Cornish Pasty – ein deftiger Fleisch- und Gemüse-Eintopf, der fest in eine Teigtasche eingebacken ist.

Die meisten Reisenden kennen vielmehr die liebliche Seite von Cornwall mit Gärten voller Blumen und Palmen, die dank des warmen Golfstroms hier recht üppig gedeihen. In ihrer Romantisierung ist diese Bilderbuchlandschaft vielen durch die zahlreichen Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen in Erinnerung geblieben. Geboren ist die Schriftstellerin ganz in der Nähe des Küstenortes St. Ives, den sie in ihren Romanen in Porthkerries umbenannt hat.

Langgezogene feine Sandstrände und eine besondere ultraviolette Lichtstimmung ließen nicht nur viele Künstler hierherkommen. Denn auch das ist Cornwall. Je nach Jahreszeit und Wetter in ein ganz anderes Licht getaucht. So sieht jeder, was er sehen will. Und genau das ist es, was diese Landschaft ausmacht, kann sie doch lieblich und düster zugleich sein. Thront mitten im Meer: der St. Michael’s MountFoto: mgk
Margit Kohl
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