Schweden

Wildes Westschweden

Camilla Läckbergs Krimischauplatz Fjällbacka. Foto: ab

Die Region überrascht mit Top-Künstlern und raffinierten Meeresspezialitäten

Bunten Farbtupfern gleich sind im Örtchen Grundsund rostrote und gelbe Holzhäuschen ans felsige Ufer gekleckst, dazwischen und dahinter dunkles Grün. Leise glucksen Wellen an die Kajaks, rhythmisch tauchen die Paddel ins Salzwasser der Bucht. Kurze Zeit später biegen wir hinter einem Felsen ins offene Meer ab. Mit jedem Paddelschlag, so scheint es, werden die Wellenberge höher. Ein Schwarm Herings‧möwen kreist über der rosaroten Granitinsel vor uns.

„Früher baute man den rosa Granit ab und brachte ihn als Baustoff bis Europa, etwa für Kirchenfußböden“, erklärt Paddel-Guide Christina und beschreibt, wie die Küstenlandschaft ursprünglich aussah: „Alle Inseln waren früher bewaldet, erst der Mensch hat ihnen ihr heutiges Aussehen gegeben, indem er die Bäume für Brennstoff fällte.“

Das 18. Jahrhundert hatte nämlich riesige Heringsschwärme vor Bohusläns Küste gebracht, damals entstanden Hunderte Pökelbetriebe und Tran-Siedereien und brachten der Region Reichtum. Der zeigt sich bis heute an den vielen großen Holzvillen der Orte. Wir hingegen steigen auf den Rücken eines unbewohnten Eilands. Gelbe Flechten wachsen auf dem kargen Stein, in den Senken bilden Moose, Heidekraut und Blumen fröhliche Teppiche. Später paddeln wir an den runden Felsen der „Liegenden Frau“ vorbei – Skulpturenkunst, die die Natur schuf.

Noch mehr Kunst am Meer zeigt das Nordische Aquarellmuseum auf der Insel Tjörn. In dem modernen Gebäude sind wechselnde Ausstellungen dem Schaffen nordischer Künstler gewidmet. Ein kulinarischer Geheimtipp ist das Museumsrestaurant Vatten. Auf dem Landweg geht es von dort nach Norden gen Fjällbacka, dem Küstenstädtchen, das als Ingrid Bergmans Sommerfrische berühmt wurde und in jüngster Zeit immer mehr Krimifreunde anzieht. Doch vorher stoppen noch am alten Herrenhof Sundsby Säteri, schlendern durch den Küchengarten und genießen hausgemachten Schokoladenkuchen.

Hundert Kilometer nördlich entpuppt sich Fjällbacka als lebhafter Küstenort. Am Hafen herrscht buntes Treiben. Hier legen im Sommer unzählige Segelyachten an, hier starten die kleinen Fähren zu den Wetterinseln, Schwedens westlichstem Zipfel. Direkt hinter dem Hafen erhebt sich ein gewal‧tiger Felsenberg mit der „Kungsklyftan“ – der Königsschlucht. Ein Pfad führt durch die düstere Felsspalte hindurch – fast klar, dass Schwedens Krimiprinzessin Camilla Läckberg an dem Ort eines ihrer Verbrechen spielen lässt.

Auf den Spuren von Läckbergs Hobby-Detektivin Erika Falck wandern inzwischen auch viele deutsche Besucher durch das Städtchen. Dabei wirkt Fjällbacka in der Realität wirklich harmlos. Und es ist perfekt für Genießer: Zum Sonnenuntergang serviert das Restaurant Bryggan Dorschfilet mit Thymianbutter auf der Terrasse. Direkt davor schwappen wieder kleine Wellen an den Steg. In Westschweden ist das Meer eben nie fern.
Anke Benstem
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