Griechenland

Nummer eins in Hellas

Treffpunkt in der Stadt Kos: der Eleftheria-Platz mit der Defterdar-Moschee. Foto: sw

Die Insel Kos hat die größte Wiederholer-Quote

Mit nicht zu übersehender Begeisterung führt Argyris Marneros, griechischer Reiseleiter im biblischen Alter, seine Gäste durch die größte Sehenswürdigkeit auf der Insel Kos: durch die antike Heil- und Tempelanlage Asklepion, die sich über drei Terrassen erstreckt. Während Argyris die Touristengruppen durch die weitläufige Anlage führt, gibt er philosophische Kostproben preis: „Die in den Menschen eingravierte Seele ist der Charakter“ oder „Kunst ist die Projektion der Seele“. Auch für Reiseveranstalter hält er einen Spruch bereit: „Sie schicken Kunden nach Griechenland – ich empfange Gäste.“

Neben dem Asklepion verblassen die anderen Sehenswürdigkeiten der Insel: das von den Johanniter-Rittern im 14. Jahrhundert erbaute Kastell, das gut erhaltene Odeon aus dem 2. Jahrhundert nach Christus und die Casa Romana, eine prächtige römische Villa. Quirliger Mittelpunkt der Inselhauptstadt Kos ist der Eleftheria-Platz im Zentrum mit der Basilika Agia Paraskevi, der Defterdar-Moschee sowie mehreren Cafés und Geschäften.

An diesem Platz hat sich Bürgermeister Kostas Kaiserlis selbst ein Denkmal gesetzt – in dem er genau das tat, was die europäischen Finanzkontrolleure von Griechenland verlangen: ‧öffentliches Eigentum privatisieren. Aber er tat das auf seine Weise. Er überließ das Kino im Zentrum einer Gruppe junger Arbeitsloser, andere Bewohner erhielten ein Ausstellungsgebäude, das Café Aegli ging an geschiedene Frauen und Witwen.

Eher ruhig ist es auf dem Platz und generell auf Kos im Winter: Dann besuchen Wandervögel die Insel, darunter auch Flamingos. Sie bleiben bis April, dann kommen die Touristen. In den letzten Jahren reisten übrigens immer mehr Familien an. Denn die 50 Kilometer lange und maximal zehn Kilometer breite Insel besitzt schöne Sandstrände. „Die Besucherzahlen steigen wieder“, freut sich denn auch Nikos Sofos, Chef des Kos Unified Tourism Boards.

Wie in anderen griechischen Zielen geht der beginnende Buchungsboom jedoch zum Teil auf Kosten des Ägypten-Tourismus. „Ich habe Mitleid mit Ägypten“, räumt Sofos ein, „aber für uns ist das die Chance, den Markt zurückzugewinnen.“ Dafür haben die Touristiker auf Kos auch einiges getan: „Wir haben die Hotels renoviert und aufgewertet“, berichtet der Tourismuswerber. Und so biete Kos den Urlaubern „große Qualität, aber gemäßigte Preise“.

Die Gäste, die aus Deutschland mit Germanwings, Air Berlin und Ryanair anreisen, honorieren das. „Wir sind die Nummer eins in Griechenland bei den Wiederholern“, sagt Sofos voller Stolz. Jeder zweite Feriengast komme wieder. Und fast jeder Urlauber hat bei der Rückreise ein Glas Bienenhonig als Souvenir im Gepäck.
Horst Schwartz