Italien

Herz ist Trumpf

Die Toskana im Cabrio zu entdecken ist besonders reizvoll, ...

In einem historischen Alfa Romeo Cabrio durch die Toskana zu fahren, ist nicht nur für Autoliebhaber ein reines Vergnügen

... weil sich so die bilderbuchmäßige Landschaft perfekt überblicken lässt. Fotos: mk

Ohne Zweifel, sie hat Charakter, und einen wohlklingenden Namen hat sie auch: Giulietta. „Ohne Herz wären wir nur Maschinen“, säuselt eine Frauenstimme im Werbespot von Alfa-Romeo. Solch ausgeprägte Leidenschaft für Autos ist inzwischen wieder beispielhaft, vor allem, wenn es um Oldtimer geht.

Kein Wunder also, dass es besonders für kultivierte Individualreisende interessant ist, die Toskana in dieser italienischen Automobil-Legende zu entdecken. Der Münchner Veranstalter Nostalgic bietet seit 2003 solche Privat- und Incentive-Reisen in die automobile Vergangenheit an.

Ein Alfa Romeo macht zwar aus einem Büroangestellten noch lange keinen Rennfahrer, aber wo könnte man diese Autos stilvoller fahren als in ihrer italienischen Heimat. Die Toskana im Cabrio zu entdecken, ist besonders reizvoll, weil sich so die bilderbuchmäßige Hügellandschaft meist kilometerweit überblicken lässt.

Diese für die Region so typische Landschaft war einst von finanzkräftigen Kaufmannsfamilien als Gesamtkunstwerk gestaltet worden. Sie setzten Gehöfte auf die Hügelkuppen und pflanzten aus rein ästhetischen Gründen Zypressen, die hier ursprünglich gar nicht beheimatet waren. Bei dieser perfekt strukturierten Landschaft gelingt es selbst unbedarften Fotoamateuren, ihren Oldtimer für eine postkartenreife Aufnahme gekonnt in ‧Szene zu setzen.

Auf dem Weg nach Siena landet eine Singzikade im offenen Cabrio und stimmt von der Rückbank aus ein heiteres Konzert an. Ob es wohl in Siena auch eine Contrada der Zikade gibt, fragt man sich. Die Stadt ist besonders für ihre geheimbündlerischen Züge bekannt, denn die so genannten Contrade von Siena bezeichnen nicht nur verschiedene Stadtviertel, sondern verschworene Clans, die nach ihren Wappentieren benannt sind.

Egal ob Gans, Adler oder Schnecke – die Sieneser glauben fest daran, dass es dieser Art von erweitertem Familienverband zu verdanken ist, dass dieses soziale Netzwerk der Nachbarschaftshilfe auch funktioniert. Die Fehden zwischen den einzelnen Stadtvierteln werden dagegen bis heute im Palio ausgetragen, einem der härtesten Pferderennen der Welt.

Bei all den lukrativen Fotostopps von Siena über die Türmestadt San Gimignano, die wegen ihrer Geschlechtertürme auch Manhatten des Mittelalters genannt wird, kann es leicht vorkommen, dass man die Orientierung verliert. Ohne eingebautes Navigationssystem greift man dann zum Roadbook, das zu lesen jedoch eine Philosophie für sich ist.

Meistens erledigen das die Beifahrerinnen, oft unter dem Gemäkel ihrer männlichen Begleiter. Er: „Du kannst einfach keine Karten lesen.“ Sie: „Dann rück rüber und lass lieber mich fahren.“ Sie drückt ihm das Ringbuch in die Hand, und er sagt an: „Nächste Ausfahrt Badesee.“ „Na, geht doch“, sagt sie und verpasst glatt die Ausfahrt, weil Badesse ein Ort und kein See zum Baden ist.

Egal, schließlich findet irgendwann jeder Freizeit-Alfista den Weg zurück zum Hotel, wo dann auch die Giulias und Giuliettas auf dem Parkplatz graue und rote Schlafanzüge für die Nacht bekommen.

Margit Kohl

Buchungsinfos
Der Münchner Veranstalter Nostalgic hat sich auf Old‧timer-Autoreisen spezialisiert, ist stark im lncentive-Geschäft aktiv und arbeitet auch mit Reisebüros zusammen. Die Provision liegt bei zehn Prozent. Informationen: www.nostalgic.de.

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