Türkei

Zeitreise in die Antike

Die Reste des Artemistempels in Selcuk

Ägäis-Küste: Zu Besuch bei den alten Griechen und Römern

Reif für die Bundesliga: Im Amphitheater von Milet fanden einstmals 20.000 Zuschauer Platz. Fotos: cb

An der türkischen Ägäis konzentriert sich rund um Selcuk das einzigartige antike Erbe des Landes. Zwar sind die Häfen der alten Griechen und des römischen Imperiums verlandet. Dennoch gibt es für Kultururlauber in wenigen Kilometern Umkreis ungemein viel zu bestaunen. Das sind die Highlights:
 

Didyma
Der Apollontempel des hellenistischen Didyma, das in der modernen Türkei Didim heißt, zählt zu den am besten erhaltenen Großbauten der Antike. Bereits 1.000 Jahre vor Christus nutzten die Ionier die Orakelstätte. 

Das Heiligtum ist gewaltige 120 Meter lang. Von 122 geplanten, fast 20 Meter hohen Säulen standen einst 72 um die Orakelquelle. Rund 150 Kilometer haben die Ionier die gewaltigen Steine dafür nach Didyma transportiert. Der schwerste Marmorblock wiegt beinahe 50 Tonnen. Berühmt ist die Ausgrabungsstätte in der Nähe des ‧Mäander-Flusses auch für ihr Medusenhaupt. Männer sollten der Dame jedoch nicht in die Augen schauen: Göttin Athena könnte sie zu Stein erstarren lassen.
 

Ephesus
Das gilt auch für die Medusa, die in Ephesus vom Hadrianstempel auf die Besucher blickt. In der Antike sollte ihr Antlitz die Gebäude schützen. Ephesus kam während der Römerzeit auf über 200.000 Einwohner. Eines der Highlights: die Celsus-Bibliothek. 

Der Eintritt in die Hanghäuser kostet extra, lohnt sich aber. Zu sehen sind die Wohnungen der Superreichen, meist zweigeschossig um offene Innenhofe gebaut. Im Schatten eines Klimadachs setzen Archäologen dort das größte Puzzle der Welt zusammen. Der Marmorsaal etwa besteht aus 120.000 Einzelteilen. 

Im Sommer wird Ephesus mitunter von Kreuzfahrern überschwemmt. Pro Jahr besuchen 2,5 Millionen Besucher die nach Istanbul zweitwichtigste Attraktion des Landes. 
 

Milet
Einst verfügte Milet über vier Häfen und 80.000 Bewohner, heute liegt es zehn Kilometer im Landesinneren. Weitläufig präsentieren sich seine Faustina-Thermen, gestiftet von der gleichnamigen jüngeren Frau des Kaisers Marc Aurel. Besonders imposant ist das 140 Meter lange und 30 Meter hohe, römische Amphitheater. Seine 54 Sitzreihen boten mehr als 20.000 Zuschauern Platz.
 

Priene
Spätestens im achten vorchristlichen Jahrhundert haben die alten Griechen Priene etwas weiter nördlich gegründet. Wer es ruhiger mag, wird sich wohlfühlen. 

Die Straßen entsprechen einem Schachbrett. Fünf Säulen des mächtigen Athenatempels, der von Alexander dem Großen in Auftrag gegeben wurde, haben Archäologen wieder aufgerichtet. Auf dem Felsen dahinter befand sich einst – 1,5 Stunden Fußmarsch entfernt – die befestigte Oberstadt. Wer sich wie ein VIP der hellenistischen Zeit fühlen möchte, kann auf einem der fünf Steinthrone mit Löwentatzen im Amphitheater aus dem 3. Jahrhundert Platz nehmen.
 

Selcuk
Nur noch eine Säule eines der sieben antiken Weltwunder erinnert in Selcuk an den Artemistempel, den Herostratos 356 vor Christus abgefackelt hat. Dafür tummeln sich wilde Schildkröten auf dem Areal des Heiligtums, das dreimal größer als der Athener Parthenon war. Unterhalb der 15 Türme der Zitadelle von Selcuk liegt die Johannesbasilika mit dem Grab des Heiligen. Wie die Zitadelle, stammt die Basilika aus dem 6. Jahrhundert. Kreuzförmig auf 110 mal 140 Metern angelegt, war die Stein-Backstein-Konstruktion der Basilika für die byzantinische Zeit höchst ungewöhnlich. Marmorsäulen am Johannes-Grab zieren Monogramme von Kaiser Justinian und seiner Gattin Theodora. Wer in der Seldschuken-Stadt Lust auf noch mehr Kultur hat, kann nebenan die, 1375 vom Fürsten Isa Bey festungsartig angelegte, gleichnamige Moschee besichtigen.

Christian Boergen
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