Großbritannien

Aller guten Plätze sind drei

England: Eine Tour von Bristol über Bath nach Stonehenge

Schiffe und eine Brücke, die hochgotische Kathedrale und eine berühmte Kneipe: Das ist Bristol, die 500.000-Einwohner-Stadt an der Mündung des Flusses Avon in den Atlantik. Die in Bristol gefertigten Schiffe waren wegen ihrer Qualität einst weltberühmt, die Clifton Suspension Bridge gilt heute als Wahrzeichen der Stadt, während St. Augustine’s Abbey das Muss der Kulturliebhaber und Llandoger Trow das der Pubtouristen ist.

Inspiration für Schriftsteller
Dort sollen sich Daniel Defoe Inspirationen für seinen „Robinson Crusoe“ und Robert Louis Stevenson für seine „Schatzinsel“ geholt haben. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass Bristol einst bekannt war als Zentrum des Sklavenhandels sowie Umschlagplatz für erbeutetes Gut der Piraten. Bei einer Hafenrundfahrt mit der Bristol Ferry Boat Company werden diese Geschichten und spektakuläres Seefahrerlatein gerne erzählt, aber natürlich auch, dass in Bristol die SS Great Britain gebaut wurde, das erste Dampfschiff der Welt, das den Atlantik überquerte.

Per Auto sind es heute keine 100 Kilometer, die im Südwesten Großbritanniens die Hafenstadt Bristol von zwei Weltkulturerbestätten im Landesinneren trennt. Zunächst kommt man schon nach gut 30 Kilometern nach Bath, in eine Thermenstadt, die Wellness mit Welterbe verbindet und wie ein Freilichtmuseum wirkt. Tatsächlich wird die von der Unesco geadelte Wohnsiedlung Royal Crescent wirklich noch bewohnt.

Von den 30 einzigartig aneinandergereihten Stadthäusern sind nur die Nr. 1 (Historisches Museum) und die Nr. 16 (Royal Crescent Hotel) zweckentfremdet.
Im Zweiten Weltkrieg gehörte Bath zu den Zielen der deutschen Luftwaffe, die im April 1942 angegriffen wurden. Dabei ging es nicht um militärische oder strate‧gische Ziele, sondern um kulturelle. Die Nazis beschossen die sehenswertesten Orte, die im Baedeker markiert waren. Es war der bis heute so genannte Baedeker Blitz.

Trotz der heftigen Einschläge ist Bath noch immer ein Juwel, den man sich hart erarbeiten muss, so man die Stadt auf einen Blick haben möchte. Doch nach den 212 Stufen in der Bath Abbey und dem fantastischen Rundblick darf man sich auf die einzige heiße Quelle des Landes freuen. Täglich 1,2 Millionen Liter Wasser, 46 Grad warm, sorgen in den modernen Thermalbädern für wohlige Erholung.

5.000 Jahre Geschichte
Knapp 60 Kilometer weiter lockt dagegen Stonehenge die Esoterik-Gemeinden aller Länder an. War es schon vor 5.000 Jahren ein energetischer Kultplatz oder doch ein Observatorium, wie so mancher aufgrund der Ausrichtung der Steine meint? Die Erbauer hatten in jedem Fall astronomische Kenntnisse, denn am Tag der Sonnenwende fällt das Licht exakt auf den Altarstein.

Die genaue Nutzung ist bis heute ungeklärt. Die ab‧surdeste ist: Die Steinkreise sollen der markierte Landeplatz für Außerirdische und ihre Ufos sein. Am Wahrscheinlichsten ist: Es war eine sehr bedeutsame Heil- und Kultstätte. Sicher ist: Stonehenge ist bis heute eine Kultstätte von Weltrang, die wieder ihre Würde zurückbekommen hat.

Wie früher ist sie nur noch von Gras und Wiesen umgeben. Das Renaturierungsprogramm des English Heritage gab dem Ort das zurück, was ihn so unverwechselbar macht: das ungeschminkt-kraftvoll Rätselhafte – ohne störendes modernes Beiwerk.
Jochen Müssig
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