Portugal

Portugal: Gemeinsam statt einsam

Castelo Rodrigo ist eines von zwölf historischen Dörfern in Portugal.

Castelo Rodrigo ist eines von zwölf historischen Dörfern in Portugal.

Übernachten in den historischen Dörfern des Landes

Ana Berliner wohnt seit 2002 in Castelo Rodrigo.

Ana Berliner wohnt seit 2002 in Castelo Rodrigo. Fotos: mk

Schon von Weitem sind viele der historischen Dörfer Portugals an den hohen Türmen ihrer mittelalterlichen Burgen und Kirchen zu erkennen. Nicht ohne Grund wurden die so genannten „Aldeias Historicas“ früher auf Anhöhen und strategisch wichtigen Punkten entlang der Grenze zu Spanien errichtet. Nur so war das umliegende Land leichter zu überwachen. Spanier und Portugiesen, sowie Araber und Christen, alle versuchten sie, die Dörfer in ihren Besitz zu bringen.

Verbündeten sich Portugals Dörfer schon im Mittelalter gegen ihre Feinde, so tun sie sich heute zusammen, um nicht gänzlich in Vergessenheit zu geraten. Denn das größte Problem der Region ist die Landflucht. Gemeinsam sind wir stark, könnte die Devise der historischen Dörfer heißen. Seit 1994 wurden mit EU-Unterstützung zwölf Dörfer restauriert. Nun soll Tourismus sie weiter beleben und zurückgekehrten Einheimischen ein Auskommen bieten.

Eigentlich war Ana Berliner nach dem Studium mit ihrer Familie 2002 aus Lissabon ins Landesinnere gezogen, um dort für ein Forschungsprojekt Adler und Geier im Douro-Nationalpark zu beobachten. Ganz in der Nähe hat sie in Castelo Rodrigo dann das Casa Cisterna restauriert und in ihrem Haus auch Gästezimmer angeboten. „Als wir hier anfingen, wohnten im Dorf nur ältere Menschen. Heute leben etwa 50 Leute dauerhaft im Ort, darunter auch sieben Familien. Das macht Hoffnung“, sagt Berliner.

Inzwischen hat ihre Familie ein zweites Haus, sogar mit Außen-Pool, hergerichtet, so dass sie nun zwölf individuell und modern gestaltete Zimmer vermieten können. Das Essen kommt von regionalen Anbietern und die Feigen direkt vom Baum im Garten. So viel Engagement motiviert: Inzwischen bringen immer mehr Einheimische ihre Häuser wieder auf Vordermann, um sie in den Sommermonaten als Ferienwohnung selber zu nutzen oder ebenfalls zu vermieten. Langeweile kommt auch für Kinder in dem historischen Ort nicht auf, denn zum Anwesen gehören 16 Esel, mit denen Ausflüge in die Gegend unternommen werden.

Nach Einbruch der Dunkelheit begibt sich Ana mit den Erwachsenen gerne auf Exkursion in den archäologischen Park von Vale do Coa. „Im Schein der Taschenlampen zeichnen sich die Gravuren im Fels dort besonders deutlich ab“, sagt Berliner. Erst Ende der 1980er Jahre waren in dem Flusstal mehrere Tausend Petroglyphen unter freiem Himmel entdeckt worden, die inzwischen Weltkulturerbe-Status haben. Das Alter der in Stein geritzten Darstellungen von Auerochsen, Pferden, Hirschen, Steinböcken, Ziegen und Fischen wird auf zum Teil mehr als 25.000 Jahre geschätzt.

Die Unterkünfte der historischen Dörfer werden zwar noch nicht unter einer gemeinsamen Marke vermarktet, aber auf Portugal spezialisierte Veranstalter wie Olimar Reisen und Azoren Archipel bieten individuelle Rundreisen an. Neben Castelo Rodrigo sind Marialva, Trancoso, Almeida, Castelo Mendo, Linhares da Beira, Belmonte, Sortelha, Piodao, Castelo Novo, Monsanto und Idanha-a-Velha weitere historische Dörfer entlang der ältesten Staatsgrenze Europas. Und jedes von ihnen hat seine eigene uralte Geschichte.

 

Weitere Infos im Netz
www.aldeiashistoricasdeportugal.com
www.visitcentrodeportugal.com.pt
www.wonderfulland.com

Margit Kohl
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