Tschechien

Prag: Tanz im Zwielicht

Die tschechische Hauptstadt wird jeden Abend zur Partyhochburg

Prag ist für seinen morbiden Charme bekannt. Nicht umsonst ist die tschechische Hauptstadt Kulisse zahlreicher Horrorfilme und Krimis. Spazieren Besucher im Dämmerlicht durch die dunklen Gassen um die Prager Burg oder über die Karlsbrücke, deren 30 Statuen links und rechts am Rand bedrohlich emporragen, werden dem ein oder anderen schaudernd Filme wie „From Hell“ oder „Kafka“ einfallen.

Wieder andere könnten auch viel zu beschäftigt sein für solch düstere Gedanken – mit Feiern und der Suche nach der nächsten Partylocation. Prag wurde in den vergangenen Jahren von der jungen Travel-Szene entdeckt und so stark wahrgenommen, dass manche mittlerweile sogar behaupten, die Schöne an der Moldau sei schon wieder out.

Doch noch verwandelt sich die Stadt nach wie vor fast jeden Abend in eine Partyhochburg mit buntem Nachtleben. Rudel junger Menschen stehen etwa vor den Karlsbädern (Karlovy lazne) Schlange; hier verteilen sich fünf Musikclubs unterschiedlicher Richtungen auf fünf Stockwerke und den Keller.

In vielen kleineren Bars und Clubs geht es alternativer zu, etwa in der Double Trouble Bar, wo hauptsächlich Elektro aufgelegt wird. Aber auch die traditionelle tschechische Trinkkultur findet sehr viele Anhänger unter jungen wie alten Besuchern. Das U Fleku und das U Kalicha sind die größten Touristenmagnete – und wegen der hohen Anzahl von Bussen, die diese typischen Prager Kneipen ansteuern, auch häufig überlaufen. Genau richtig für Freunde außergewöhnlicher Biersorten hingegen ist das Prague Beer Museum – selbstverständlich kein Museum im herkömmlichen Sinne.

Mit Prags Beliebtheit stiegen auch die Preise, weshalb selbst in den Backpacker-Hostels wie dem beliebten Sophie’s Hostel oder dem wilden, internationalen Hostel ELF nun recht stolze Preise aufgerufen werden. Tagsüber laufen die Feierwütigen mit den anderen Touristen Prags die Sehenswürdigkeiten an. Auch bei Tag entkommt man kaum dem mystischen Charakter der Stadt. Lediglich in der Neustadt um den Wenzelsplatz, dem belebtesten Platz Prags, erstrecken sich einige mondäne Einkaufspassagen, die den mittelalterlichen Ursprung der Neustadt Mitte des 14. Jahrhunderts überschminken.

Der Altstäder Ring mit Teynkirche, Rathaus und astronomischer Uhr, die Karlsbrücke oder die Prager Burg mit dem Veitsdom sind die bekanntesten Sehenswürdig‧keiten. Und egal, ob das altehrwürdige Gemäuer (das historische Zentrum ist seit 1992 Unesco-Welterbe) aus Romantik, Barock, Gotik oder Renaissance kommt, überall denkt man unweigerlich an Dämonen, Golems und andere Fabelwesen. Besonders im Goldenen Gässchen, im Franz-Kafka-Museum, dessen Name untrennbar mit der Stadt verbunden ist, und im Jüdischen Viertel meint man, die Magie Prags greifen zu können.
Katharina Wilhelm
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