Österreich

Linz: Tortenstadt an der Donau

Blick über die Donau nach Urfahr. Foto: cd

Die Stadt zeigt, dass Kunst und Kulinarik prima zusammen können

"Suppe, Taube, Spargel sehr sehr gut!“ Adalbert Stifter war ein Genussmensch par excellence. Die Haushaltsführung im schönen Linzer Anwesen mit Donaublick verschlang Unsummen. Über seine Völlerei führte der Schriftsteller auch dann noch penibel Tagebuch, als Butter und Buchteln, Bier und Braten ihn längst krank gemacht hatten. 

Kulinarisches Aushängeschild der Stadt schlechthin ist die Linzer Torte. Das mächtige Backwerk mit viel Butter und Haselnüssen ist eine kulinarische Wucht. Wie der Kuchen mit dem charakteristischen Knuspergitter über der Marmeladenschicht aus Johannisbeeren (pardon: Ribiseln!) zu seinem Namen kam, weiß man nicht genau. 

Eine „Original Linzertorte“ ist jedenfalls ein Backwerk, das ausschließlich in Linz hergestellt werden darf. Allein 80.000 Stück davon werden unter der Regie von Leo Jindrak produziert. Leo III., wie sich der Meister gern scherzhaft nennt, ist Inhaber der beiden größten Linzer Konditoreien und verschickt seine Torten in zig Größen längst per Internet in die ganze Welt. Außerdem bietet er Kurse an, wo man die perfekte Fertigung des fulminanten Backwerks lernen kann. 

Einst stinkende Arbeiterstadt

Dass die Linzer Torte lange als einzige charmante Botschafterin der Metropole Oberösterreichs fungierte, lag daran, dass die Stadt trotz Donaulage alles andere als ein idyllischer Ort war. „Linz galt als graue, stinkende Arbeiterstadt“, sagt „Austria Guide“ Eva Hofer. Dann entdeckte die Stadt ihren Fluss als Lebensraum. Ein weiträumiger Park wurde an der Donau angelegt, das Lentos-Kunstmuseum als spektakulärer Bau entstand. Das macht Linz neuerdings zum attraktiven Ziel für den Städtetourismus. 

Faszinierendes Industriemuseum

Die Stadt boomt: Auf 190.000 Einwohner kommen 200.000 Arbeitsplätze. Im Hafen herrscht reger Betrieb. Dahinter beginnt das Werksgelände der Voest Alpine. Natürlich leistet sich der Weltkonzern mit der „Stahlwelt“ ein faszinierendes Industriemuseum, in dem man locker einen halben Tag verbringen kann. Gleiches gilt für das Ars Electronica Center am anderen Ufer der Donau. 

Ganz modern kommt auch das neue Musiktheater am Volksgarten daher. Nachmittags kann man gratis im Klangfoyer akustischen Installationen lauschen. 

Das erste Gebäude, mit dem Linz die Kultur am Fluss etablierte, war die 1974 fertig gestellte Konzerthalle Brucknerhaus gegenüber dem Stifterhaus. Anton Bruckner war lange als Domorganist und Chorleiter in Linz tätig und als bodenständiger Esser bekannt. Bei den Mehlspeisen galt seine Vorliebe den luftig-leichten „Dukatenbuchteln“, wie man sie noch heute in verbürgter Qualität in der k.u.k. Hofbäckerei Rath in der Pfarrgasse serviert bekommt. 

So gestärkt schlendert der Linz-Besucher zum Donauufer und staunt, wie bunt der Strom dahinfließt, angestrahlt vom wechselnden Farbspiel des Ars Electronica Centers.

Claudia Diemar
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