Montenegro

Kotor: Welterbe am Fjord

Blick auf den Waffenplatz mit historischem Uhrturm

Die Stadt ist zur beliebten Kreuzfahrt-Destination avanciert

Die Klosterinsel Madonna vom Felsen in der malerischen Bucht von Kotor. Fotos: mw

Alle fanden sie den Weg hierher. Die Römer und die Sarazenen, die Mongolen und die Venezianer – und auch das Kreuzfahrtschiff der Aida-Flotte, das in der Saison nun einmal wöchentlich direkt vor den Toren Kotors anlegt. Wie ein weißer Berg liegt der Pott gerade vor der Stadtmauer mit ihrem Wassergraben, die ansonsten durchaus einen wehrhaften Eindruck macht. 

Die Kleinstadt ist Montenegros Top-Sehenswürdigkeit mit Welterbestatus. Wer durch das restaurierte Stadttor mit dem geflügelten Löwen auf den Waffenplatz mit dem Uhrturm, dem alten Rathaus und den großen Terrassen-Cafés spaziert, der versteht augenblicklich, warum. Über der ganzen Stadt liegt eine Melange aus venezianischem Erbe und k.u.k. Gemütlichkeit. 

Schönheit in den dunklen Bergen

Kotor schmiegt sich so eng an die steil aufragenden Hänge des über 1.000 Meter hohen Lovcen-Gebirges, dass seine 4,5 Kilometer lange Stadtmauer sich bis in 260 Meter Höhe an seinen Hängen hinaufschlängelt. Etwa 1.600 ziemlich unebene Stufen muss bewältigen, wer von ganz oben auf der Festung Sveti Ivan das großartige Panorama genießen möchte. 

Unten am Hafen steht man dagegen ganz am inneren Ende der Bucht von Kotor. 30 Kilometer weit schwappt das Mittelmeer hier durch insgesamt vier Becken in die steil aufragenden dunklen Berge hinein, die dem Land seinen Namen gaben. 

Geografen rühmen die Bucht als den südlichsten Fjord Europas. Der engste Durchlass ist gerade einmal 330 Meter breit. Ein idealer Hafen also, gemacht allerdings nicht für Schiffe heutiger Dimensionen, die sich nur mit Lotsenhilfe in fünf bis sechs Stunden bei langsamer Fahrt hineinwagen. 

Egal, ob auf dem Kreuzfahrtschiff oder mit der Freizeityacht angekommen, die Reise geht vorbei an der malerischen Klosterinsel Maria vom Felsen bis zur Sveti Trifun, die als schönste Kirche Montenegros gilt. Im kleinen Kirchenmuseum finden sich feinste Altarschalen, Reliquiare und Kreuze, von Goldschmieden aus Kotor im Mittelalter gefertigt. 

Gassen, Kirchlein, Fischeintopf

Zurück in Kotor stößt man in verwinkelten Gassen immer wieder auf Kirchlein, geschmackvolle Boutiquen und lauschige Plätze. Und spätestens auf dem Hauptplatz am Hafen lockt dann eines der Lokale mit Bokeljski Brodet, einem deftigen Fischeintopf, Lamm in Milch oder dem Ricotta-ähnlichen Käse Njeguski Sir und dem tiefgetrockneten herzhaften Schinken Njeguski Prsut. Wer danach Sorge um seine Linie hat, kann ja schnell noch einmal um die Stadtmauer laufen. 

Martin Wein
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