Großbritannien

Nordirland: Kulisse für „Game of Thrones“

Die Kulisse ist in der Tat wie geschaffen für die Serie

Die Kulisse ist in der Tat wie geschaffen für die Serie. Foto: mw

Durch die Fantasy-Serie zurück auf der touristischen Weltkarte

Genau hier sei es gewesen, in der dunklen Nische im Sandstein, sagt der junge Mann in indisch gefärbtem Englisch. „Hier hat die rote Priesterin Milisandre den Schatten geboren, der später Renley Baratheon ermordet hat.“ Zum Beweis zeigt er sein Tablet. Auf dem Bildschirm entkleidet sich eine blasse Rothaarige im Fackelschein. „Sehen Sie, genau dieselbe Stelle – nur mitten in der Nacht.“

„Die Nacht ist dunkel und voller Schrecken“, pflegt die rote Priesterin Melisandre in solchen Augenblicken Mantra-artig ihren Anhängern vorzubeten. Sie ist Teil der US-amerikanischen Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Auch wenn die Geschichte um den Kampf mehrerer Familien um den Eisernen Thron von Westeros als märchenhaft überhöhtes Mittelalter-Spektakel daherkommt, haben die Macher auf spektakuläre reale Schauplätze gesetzt. Die aufwendige Bildsprache brachte nicht nur der Serie eine wachsende Fangemeinde. Die Drehorte selbst wurden zu Pilgerstätten.

Bustouren ab Belfast
Cushendum ist ein hübsches Kaff an der Ostküste Nordirlands, gut eine Autostunde nördlich von Belfast. „Im Sommerhalbjahr kommen jeden Tag vier bis sechs Busse auf speziellen Touren aus Belfast“, staunt Cormac, der heutige Besitzer von Mary McBrides winziger Bar am nicht größeren Hafen. Für Cushendum und den ganzen Norden sei die Serie ein Glücksfall, sagt der Barbesitzer. Das Tourismusbüro Nordirlands hat vor der Höhle wie andernorts Infotafeln aufstellen lassen. Und in der Bar wurde eine von zehn kunstvoll geschnitzten Türen aus dem Holz der Dark Hedges aufgehängt, die in der Serie die Straße nach Königsmund darstellen.

Apropos Dark Hedges: Wer erleben möchte, wie eine kommerzielle Fantasy-Serie die Realität einer ganzen Region verändern kann, der sollte hierher ins Umland von Ballymoney fahren. Die adligen Besitzer ließen im 19. Jahrhundert eine Allee von Rotbuchen zwischen die Felder pflanzen, die zu ihrem Landsitz Gracehill House führt. Die Location-Scouts von HBO erkoren sie 2010 für Games of Thrones zum Königsweg. In der Folge sind die Dark Hedges zum Trend-Spot mitten auf dem Land geworden.

Frühstück in schwarzen Umhängen
Familie McErlean erlebte die ersten Drehs hautnah. Sie betreiben das kleine Gasthaus The Cuan in Strangford bei Downpatrick. 2010 und 2011 hatten sie für ein Vierteljahr alle Hauptdarsteller zu Gast, denn der erste Drehort für den zentralen Schauplatz Burg Winterfell – eigentlich nur ein Stallgebäude von Castle Ward – liegt ganz in der Nähe. 

Heute ist die Serie eine gute Einkommensquelle. Mutter Caroline begrüßt viele Gäste, die im Zimmer von Tyrion Lennister oder Sansa Stark wohnen wollen. Und zum speziellen Frühstück mit Speisen aus den Romanvorlagen von George Martin legen sich alle die schwarzen Überhänge von Haus Bolton um. Und danach geht es in der Winterfell-Kulisse in der Schützengarde Ramsey Boltons natürlich noch zum Bogenschießen.

 

Touren buchen
Gameofthronestours.com bietet ab Belfast zwei verschiedene Tagesausflüge zu diversen Drehorten zum Preis von 40 Pfund an. Winterfell Tours offeriert Bogenschießen, Rad- und Bootstouren auf dem Gelände von Castle Ward (siehe Foto), Infos auf der Website www.gameofthrones-winterfelltours.com.

Martin Wein
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