St. Lucia

St. Lucia: Die Poesie der Tropen

St. Lucia ist derzeit nur über Antigua oder Barbados zu erreichen.

St. Lucia ist derzeit nur über Antigua oder Barbados zu erreichen. Foto: cd

Die Karibik-Insel ist Heimat des Dichters Derek Walcott

St. Lucia, die rund 600 Quadratkilometer große Insel vulkanischen Ursprungs, hat eine bewegte Geschichte. Siebenmal war St. Lucia in französischer und ebenso viele Male in englischer Hand, bis die Insel 1979 in die Unabhängigkeit entlassen wurde.

„Bin einfach ein roter Nigger, der lieben die See, genoss koloniale Erziehung, hab' Holländisch, Nigger und Englisch in mir und entweder bin ich ein Niemand oder eine Nation“, intoniert der 1930 auf St. Lucia geborene Derek Walcott in karibischen Dialektrhythmen das Lebensgefühl der Sklavennachfahren. Für sein auch ins Deutsche übersetztes Werk erhielt Walcott 1992 den Literaturnobelpreis.

St. Lucia ist noch immer eine Art Geheimtipp für deutsche Reisende. Zwar stieg deren Zahl 2007 um knapp vier Prozent, lag aber bei nicht mal 1.600 Gästen. Vielleicht liegt es daran, dass es derzeit keinen direkten Charter-Flug ab Deutschland gibt. Wer nach St. Lucia will, muss über Antigua oder Barbados. Seit Mai hat St. Lucia wieder eine Deutschland-Vertretung mit Sitz in Frankfurt. Dort kann man eine Liste der Reiseveranstalter erhalten und sich über Unterkunftsmöglichkeiten in kleinen Hotels und Privatunterkünften informieren. Die Insel hat jedenfalls viel zu bieten. Die Hauptstadt Castries mit ihrer tief eingeschnittenen Bucht gilt als einer der schönsten Naturhäfen der Welt. In der schmucken zollfreien Einkaufsmeile daneben sind die Touristen unter sich. Das wirkliche Leben spielt sich auf dem Markt ab. Händlerinnen balancieren mit der Haltung von Königinnen gewaltige Warenbündel auf dem Kopf. Geschwätz und Gelächter mischen sich mit dem Knattern von Motorrädern und Fetzen von Musik, die aus tragbaren Rekordern plärrt. Nur in der Kathedrale herrscht Andacht und Stille. „The Spirit of St. Lucia: Drive carefully“ mahnt eine haushoch auf die Wand gepinselte Rumreklame. Von den Pitons, den beiden zuckerhutförmigen Bergkegeln, über Mangrovenwälder, Palmenhaine und schwefelschwitzende Vulkane bis zu noch intakten Regenwaldgebieten führt der Weg. In Soufrières botanischem Garten finden sich heiße Thermen neben eisenroten Wasserfällen. In Lippenstiftfarben glühen Frangipani, Orchideen und Weihnachtsstern. Bedächtig nicken die Bugnasen der Yachten in der Dünung. „Die Geschichten von Schonern werden auf Korallisch gemurmelt“, gibt Walcott dazu.
Claudia Diemar