Honduras

Honduras: Mehr als Maya und Meer

Weil Geld für eine Kirchenglocke fehlt, muss der Pfarrer von Las Marias improvisieren.

Landung im Mosquitia-Regenwald

Stelzenhäuser zwischen üppigem Grün im Mosquitia-Dorf Las Marias. Fotos: bk

Das lange Holzboot auf dem Rio Platano im Norden Honduras kämpft gegen starke Strömung und Untiefen. Fünf Stunden braucht es von Belen, wo die Cessna auf einer langgestreckten Kuhweide landet, bis ins Dörfchen Las Marias.

Das Biosphärenreservat Rio Platano ist Weltnaturerbe und wichtiges Refugium für den Grünen Ara, für Tapir und Jaguar. Es ist Teil des Regenwald- und Savannengebiets Mosquitia, das sich im Osten bis nach Nicaragua erstreckt. Der Kapitän drosselt den Motor, denn die Flusswindung ist hier extrem flach. Die Crew muss nun staken, angefeuert von den Kindern, die am Ufer stehen.

In der Mosquitia leben seit Jahrtausenden Völker wie Miskito, Pech und Tawakha, Zeugnis davon geben Figuren und Gesichter, die in Felsbrocken am Platano Fluss gemeißelt sind. Angekommen in Las Marias grunzen Schweine und gackern Hühner zwischen Stelzenhäuschen und Papayabäumen. Mariano und seine Frau Justa sind seit 25 Jahren im Geschäft und mit ihrem Gästehaus „Dona Justa“ die Tourismuspioniere der Region.

Der Hausherr, der Blut der Miskito und der Pech in den Adern hat, nimmt seine Gäste mit zum Fischen und Pflücken von Früchten. Frischer Grillfisch, Brotfrucht und Yuca munden abends bei Kerzenlicht noch mal so gut, wenn man sie selbst geerntet hat. Geruht wird in schlichten Betten, über denen Moskitonetze hängen.

Ein paar Fußminuten von der Pension „Dona Justa“ entfernt ist das Gästehaus „Dona Rutilla“ direkt am Rio Platano. Für ein paar Stunden am Tag erzeugt ein Generator Strom – eine Rarität im Dorf. Hier nächtigen auch Pflanzen- und Fledermausforscher aus den USA und Costa Rica. Chefin Rutilla wünscht sich, „dass es in ganz Honduras immer so friedlich ist wie bei uns.“ Die Dorfbewohner wissen, dass die politischen Unruhen um das Präsidentenamt im Jahr 2009 dem Tourismus geschadet haben, obwohl sie größtenteils auf die Hauptstadt Tegucigalpa beschränkt blieben.

Der sanfte Tourismus in der Mosquitia funktioniert recht gut. Rolf Baumgartner, Miteigentümer der Incoming-Agentur Mesoamerica Travel, ist für Veranstalter wie Meier’s, Miller Reisen, Ikarus und Hauser tätig. „Nachhaltiger Tourismus bringt Einheimischen Lohn und Brot und bewahrt soziale und kulturelle Strukturen“, ist Baumgartner überzeugt. Einige Kommunen bieten in der „La Ruta Mosquitia Ecotourism Alliance“ heute eigene Tourismusprodukte an. Auch im zuständigen Ministerium wird dieser Nischenmarkt unterstützt.
Bernd Kubisch
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