Mexiko

Malerisches Merida

Merida: Die schönsten Villen der Stadt stehen am Paseo Montejo. Viele wurden von italienischen Architekten geplant. Foto: jmw

Die Hauptstadt des Bundesstaates Yucatan bietet viel historischen Charme

Wer zum ersten Mal mit dem roten Touribus oder dem Mietwagen über den mondänen Paseo Montejo in Merida fährt, ist überrascht von den vielen prachtvollen Villen, die an Rom oder Paris erinnern. In den häufig von italienischen Architekten entworfenen Bauten spiegelt sich der einstige Reichtum der mexikanischen Stadt auf der Halbinsel Yucatan, der vor allem durch den Sisalboom im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zustande kam.

Ganz anders präsentiert sich dagegen das Zentrum der 1542 von den Spaniern gegründeten Stadt. Rund um den Zocalo - wie hier der Hauptplatz wie in fast jeder mexikanischen Ortschaft heißt - reihen sich zahlreiche Bauten aus der spanischen Kolonialzeit aneinander. Besonders sehenswert sind dabei die mächtige Kathedrale sowie der Gouverneurspalast, in dem auf großen Wandbildern - den so genannten Murales - die Geschichte Yucatans anschaulich dargestellt wird. Eine Geschichte, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein von viel Gewalt geprägt war.

Von Krieg und Gewalt ist heute in Merida jedoch nichts mehr zu spüren. Die Stadt mit rund einer Million Einwohnern gilt als eine der sichersten Metropolen im Land. Und so können ausländische Besucher problemlos am Abend über den Zocalo und durch die angrenzenden Straßen bummeln, um das lebendige Treiben zu beobachten. Schuhputzer buhlen um Kunden, Verkäuferinnen bieten Kleidung und Schmuck an, Studenten der renommierten Universität von Yucatan schlendern über den Platz und flirten, und mexikanische Großfamilien posieren für einen Schnappschuss vor einem der vielen schönen Gebäude.

Wer mag, kann auch eine Kutschfahrt durch das Zentrum machen und das bunte Straßenleben so erleben. Zur Wahrheit in Merida gehört aber auch, dass selbst zu später Stunde noch unzählige Kinder und Jugendliche im Zentrum unterwegs sind und für ein paar Pesos Kaugummis oder Armbänder anbieten.

Die ungleiche Verteilung von Reichtum im Lande spielt auch in der modernen mexikanischen Kunst eine bedeutende Rolle. Direkt am Zocalo befindet sich das Museum für zeitgenössische Kunst Yucatans, in dem in wechselnden Ausstellungen nicht nur das Thema Armut künstlerisch präsentiert wird. In dem großen und optisch ansprechenden Gebäude wird deutlich, wie vielfältig die heutige mexikanische Kunstszene ist. Darüber hinaus gibt es in Merida noch rund zehn weitere Museen und mehrere Theater, sodass die Metropole zurecht als bedeutendste Kulturhochburg der gesamten Halbinsel gilt.
Jörg-Michael Weiß