Mexiko

Zu Fuß auf den hohen Hügel

Die Pyramide von Coba ...

Die Maya-Ausgrabung Coba kann man erklimmen

... ist eine der wenigen, die in Mexiko noch bestiegen werden darf. Fotos: ras

Erst jahrhundertelang ein heiliger Ort, dann jahrhundertelang nicht mehr beachtet – das ist das Los der Maya-Ausgrabungsstätten in Mexiko. Doch gerade weil sie in Vergessenheit gerieten, waren sie unwichtig für die spanischen Eroberer, die sie deshalb nicht zerstörten – und das ist gut für die heutigen Besucher, die sich so ein recht umfassendes Bild vom Leben der Maya machen können.

Mindestens eine der Ausgrabungsstätten – Chichen Itza, Uxmal, Tulum oder Coba – sollte auf dem Plan eines jeden Urlaubers stehen, der seine Ferien in einem der Luxushotels an der Riviera Maya verbringt. Am besten natürlich am frühen Morgen. Dann knallt die Sonne noch nicht mit ganzer Kraft auf den Rücken. Und die Busse mit den Tagesausflüglern sind noch auf dem Weg vom Kreuzfahrthafen Cozumel nach Chichen Itza, der am häufigsten besuchten Ausgrabung in der Region.

Ob es den Touristen geschuldet ist, die die Pyramiden mit Flip-Flops erklommen haben und dabei gestürzt sind, oder den wachsenden Besucherströmen, wer weiß? Fakt ist, dass kein Gebäude des Unesco-Weltkulturerbes in Chichen Itza mehr betreten werden darf. Der Blick von der 30 Meter hohen Kulkulkan-Pyramide, dem Tempel der gefiederten Schlange, auf das Gelände mit Observatorium ist wohl für immer unmöglich.

Ebenfalls Unesco-Weltkulturerbe und gut restauriert ist Uxmal. Aber da die Ausgrabungsstätte gut 400 Kilometer von der Riviera Maya entfernt liegt, sollte man sie nicht im Rahmen eines Tagesausfluges besichtigen. Zur Übernachtung bieten sich verschiedene Haciendas im Urwald rund um die Ausgrabung an. Wortwörtlicher Höhepunkt in Uxmal ist die 38 Meter hohe Pyramide des Zauberers, die aus dem Urwald herausragt, die man allerdings auch nicht besteigen darf.

Noch höher und zu erklimmen ist dagegen die Pyramide in Coba. Die recht unbekannte Ausgrabungsstätte liegt ungefähr zwei Autostunden südlich von Playa del Carmen. Und da sie später als die beiden Unesco-Welterbestätten entdeckt wurde – die spanischen Eroberer hatten Coba übersehen –, sind die Archäologen noch immer im dichten Dschungel mit dem Freilegen der verschiedenen Gebäude auf dem fast 70 Quadratkilometer großen Gelände beschäftigt.

Wem der Gang über die schattigen Wege zwischen den verschiedenen Gebäuden zu Fuß zu beschwerlich ist, kann in Coba auch ein Fahrrad mieten oder sich von einer Rikscha fahren lassen. So kann man Kraft für den ein wenig anstrengenden Aufstieg über 121 steile und unebene Stufen auf die 42 Meter hohe Pyramide Nohoch Mul – zu Deutsch: hoher Hügel – sparen.

Wer sich beim Auf- oder Abstieg unsicher fühlt, kann sich auch am Seil festhalten, das über alle Stufen hinweg bis oben zur Plattform gespannt ist. Oben angekommen sieht man zwei der umliegenden fünf Seen und Dschungel, wohin das Auge reicht. Nur die Kirche bohrt sich keck durch das Dschungeldickicht hindurch. Auf der Plattform steht noch der kleine Tempel, in dem die Maya-Priester einst ihre Amtshandlungen vorgenommen haben.

Auf der Plattform ist genügend Platz, um sich auf den Boden zu setzen, zu verschnaufen, einen Schluck von dem mitgebrachten Wasser zu trinken und zu würdigen, wie es die Maya früher geschafft haben, die Pyramide ohne die heutige Technik zu bauen. Außerdem sollte man etwas Kraft sammeln, denn der Abstieg ist nicht zu unterschätzen!

Weiter geht es auf dem großen Gelände, auf dem Rauchen verboten ist, zu einem der gut erhaltenen Ballspielplätze mit den in über vier Metern Höhe angebrachten Toren, durch die gerade mal der Ball passt. Gut erhalten ist auch der so genannte Ovaltempel. Viele der anderen Gebäude sind entweder in der Restaurierungsphase oder noch unter dem Erdreich verborgen.

Den Ausflug nach Coba können Urlauber gut mit Tulum verbinden, der einzigen Ausgrabung, die direkt am Meer liegt. Bekanntestes Bauwerk ist das so genannte Castillo, das aber, wie alle anderen Gebäude in Tulum, nicht betreten werden darf.
Sylvia Raschke
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