Kuba

500. Geburtstag krönt Karneval

Auf dem Boulevard ist immer etwas los.

Auf dem Boulevard ist immer etwas los.

Santiago de Cuba kommt aus dem Feiern nicht heraus

Einkaufsstraße Enramada

Einkaufsstraße Enramada. Fotos: hl

Ein Urlaub im Osten Kubas ohne einen Schritt nach Santiago – das ist wie Mojito ohne Minze, also undenkbar. Zwei, drei oder sogar noch mehr Nächte sollte man für einen Aufenthalt in der zweitgrößten Stadt der Karibikinsel einplanen. Schließlich hatte hier nicht nur der ehemalige Staatspräsident Fidel Castro beim gescheiterten Sturm auf die Moncada-Kaserne seinen ersten öffentlichen großen Auftritt, weltbekannt wurde auch ein gewisser ‧Facundo Bacardi mit seiner Rum-Destillerie.

Und während in Europa eher die bereits verstorbenen Solisten des Buena Vista Social Clubs, Compay Segundo und Ibrahim Ferrer, bekannt sind, steht die Jugend auf Reggaeton-Musiker wie El Medico del Rap oder Candyman. Der Sound mit den wummernden Bässen ist in Santiago allgegenwärtig. Natürlich wird für und mit den Touristen im Casa de la Trova und Patio de los Abuelos auch typischer Son und Salsa getanzt, aber geliebt wird Reggaeton. Samstags wird die Calle Heredia abgesperrt, damit die Santiagueros tanzen und feiern können.

Karneval in der Gluthitze
Schweißtreibender Höhepunkt jedes Jahres ist normalerweise der Karneval, der immer tagelang um den 25. Juli ge‧feiert wird. Zu den feierlichen Umzügen am Abend, zu denen man sich rechtzeitig die Tribünenplätze kaufen sollte, gesellen sich Kinderumzüge in der Mittagshitze, bei denen jedes Stadtviertel eine Gruppe schickt. Neben den Trommeln benutzen die Musiker quäkende chinesische Tröten und schlagen auf Triangeln ein.

Doch in diesem Jahr wird noch toller, länger und ausschweifender gefeiert, denn die Stadt feiert am 25. Juli ihren 500. Geburtstag: Am 25. Juli 1515 wurde sie einst von Diego ‧Velazquez gegründet. Und wenn viele Besucher aus dem Ausland erwartet werden, verwandelt sich die Stadt in ein Einkaufsparadies, sind die normalerweise fast leeren Schaufenster in der Einkaufsstraße Enramada plötzlich voll mit Waren.

Nun will man auch versuchen, viele der verfallenen Hotels im Art-Deco-Stil wiederzubeleben, wie man es einst schon mit dem Hotel Casa Granda gemacht hat. Das Haus steht direkt am lebendigen Hauptplatz, dem Parque Cespedes, schräg gegenüber von der Kathedrale. Nur wenige Schritte sind es bis zum kleinen Aquarium, dem Karnevalmuseum und dem Platz Bulevard, dem zweiten Wohnzimmer der Stadt.

Wallfahrtskirche El Cobre ist Pflichtprogramm
Außerhalb Santiagos sollte man sich Zeit für das Fort El Morro und bei gutem Wetter für Gran Piedra nehmen. Wer die 450 Stufen auf den 1.225 Meter hohen Monolithen heraufgekraxelt ist, kann teilweise bis nach Jamaika schauen. In die entgegengesetzte Richtung von Santiago aus liegt die Wallfahrtskirche El Cobre. Zu den Opfergaben hier zählen unter anderem eine Olympiamedaille vom kubanischen Hochspringer Javier Sotomayor und die Nobelpreismedaille von Ernest Hemingway. Auch für die nicht sehr religiösen Kubaner ist es wichtig, einmal im Leben in El Cobre gewesen zu sein.
Sylvia Raschke