Kanada

Kanada: Ontarios unheimlicher Ruf des Loon

Der Algonquin Nationalpark ist ideal für Naturliebhaber und Ruhesuchende.

Der Algonquin Nationalpark ist ideal für Naturliebhaber und Ruhesuchende. Foto: aze

Urlauber können Trapperromantik im Algonquin Park erleben

Rund 200 Kilometer nördlich von Toronto ahnt man: Hier beginnt der eigentliche Norden – undurchdringliche Wälder, tausende große und kleine Seen, Flüsse und Moore. Noch ein wenig Geduld, denn unser Ziel ist der  Algonquin Park, fast 8.000 Quadratkilometer Wasser, Wald, Weite.
Feuer prasselt im Kamin der Killarny Lodge am Lake of Two Rivers. Seit 1935 sind die gemütlichen Blockhütten ein Refugium für Angler, Wanderer und Kanuten. Der erste Morgen am See: Nebelschwaden wabern übers Wasser, bald bricht die Sonne durch, lässt das Laub der Ahornbäume erglühen. Das deftige Frühstück mit Unmengen Kaffee, Pfannkuchen mit Ahornsirup und Eiern macht fit für die kommenden Abenteuer. Mit Jo auf Kanutour
Vor Ausflügen sollte man sich unbedingt im Algonquin-Besucherzentrum über Flora, Fauna und Geschichte dieser einzigartigen Seenlandschaft informieren. Es lohnt auch, die Angebote des Parks zu studieren – von geführten Themenwanderungen und Kanuausflügen bis hin zu Vogelbeobachtungen und Wolfsgeheul-Exkursionen. Wir haben uns für einen Kanu-Trip auf dem größten See entschieden. Im Park gibt es verschiedene „Outfitters“, wo man die gesamte Ausrüstung mieten oder sich geführten Touren anschließen kann. Unser Guide Jo, ein Trapper vom Typ Lederstrumpf, verteilt an der Kanubasis am Lake Opeongo Schwimmwesten, wasserdichte Überziehhosen und Stechpaddel. Mit Dreier-Teams in einem Boot kommen auch ungeübte Paddler recht gut voran. An einer flachen Felszunge landen wir an und schlagen die Zelte auf. Jo wirft ein Seil über einen starken Ast und zieht den Rucksack mit unserem Proviant in bärensichere Höhe. Zwar sind die Elche im Algonquin Park die größten Tiere, mit denen wir für kurze Zeit die Wildnis teilen, doch beim Gedanken an Schwarzbären und Wölfe schleicht sich heimlich ein gewisses Prickeln in die Magengrube. Zum Nachtisch Gruseln
Am Nachmittag legt sich der kühle Wind, die Sonne wärmt wieder. Als erstes begegnen uns Loons, die wunderschönen großen Eistaucher, Symboltiere für das Algonquin-Gebiet. Rund 250 Vogelarten seien im Park registriert, erklärt Jo, jede Menge Waldsänger, Grauhäher, Reiher und und und. Wir gleiten über den See, vorbei an Biberburgen und Mini-Inseln. Unverhofft steht nach einer Biegung eine Elchkuh ganz nahe am Ufer, wirft uns einen gelangweilten Blick zu und weidet genüsslich die Wasserpflanzen ab. Die beste Zeit zur Elchbeobachtung ist das Frühjahr. Nach nächtlichem Grillen gibt es als Dessert gruselige Wolf- und Bärengeschichten, die wohl jeder Kanadier auf Lager hat. Irgendwann gehen auch Jo die Geschichten aus, das Feuer verglüht, und erst jetzt bemerken wir den unglaublichen Sternenhimmel. Unheimlich klingen langgezogene Rufe durch die Nacht. Wölfe? Nein, die Loons lassen ihre Schreie über den See schallen. Später hören wir auch Wölfe heulen – aus der Ferne, mit beruhigend viel Wasser dazwischen. Weitere Informationen gibt es unter www.kanada-ontario.de.
Monika Zeller
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