USA

Florida: Astronaut am Mittagstisch

Gut bevölkert: der „Raketengarten“ des Kennedy Space Centers.

Gut bevölkert: der „Raketengarten“ des Kennedy Space Centers.

Auf Erkundungstour im Themenpark Kennedy Space Center

Hightech für Raumfahrt-Fans: Hier kann die Apollo-Kapsel unter der Saturn-V-Trägerrakete bewundert werden. Fotos: cb

Hightech für Raumfahrt-Fans: Hier kann die Apollo-Kapsel unter der Saturn-V-Trägerrakete bewundert werden. Fotos: cb

Einer der größten Themenparks im Großraum Orlando steht in diesem Jahr vor einschneidenden Veränderungen: Das Space-Shuttle-Programm endet, also muss sich das Kennedy Space Center (KSC) für eine Übergangszeit als Besuchermagnet ohne aktiven Weltraumbahnhof behaupten. „Der Shuttle ist alt und gefährlich“, erläutert Führer Tom die Rückkehr zu Raketen und Kapseln. „Das ist einfacher, ökonomischer und sicherer.“ Allerdings bedeute es für die stolze Raumfahrtnation eine Umstellung, für das Versorgen der Internationalen Raumstation vorübergehend auf russische Raketen angewiesen zu sein.

Bei der Busfahrt an den Startrampen LC-39 A und B vorbei, plaudert Tom unterhaltsam: Um im KSC auf Merritt Island zu landen, müssten die Space-Shuttles bereits über Australien ihre Bremsraketen zünden. „Von hier mit dem Shuttle dorthin zurück, wären es nur zwölf Minuten“, ergänzt er. Obwohl Fische bei Shuttle-Starts wegen der Vibration aus dem Wasser flögen, funktioniere der US-Weltraumbahnhof auch als Naturschutzgebiet. Tom weist auf ein Nest von Weißkopfseeadlern, das sich seit 41 Jahren an dieser Stelle befinde. Auch wüssten die Shuttle-Piloten, dass sie die Landebahn besser nicht verfehlen: „Das Wasser ringsum ist voller Alligatoren.“

Beeindruckend auch der 160 Meter hohe Komplex, in dem Shuttles auf ihre Trägerraketen montiert werden: Das New Yorker UNO-Gebäude und die Freiheitsstatue passten durch die Tür, betont Tom. Rund 1,5 Millionen Besucher zähle das KSC jährlich. Reisebüros und Reiseveranstaltern legt er den „Space Pass“ ans Herz: Der schließe nicht nur den Eintritt zum KSC-Besucherkomplex an zwei Tagen innerhalb einer Woche, sondern auch die „Nasa ganz nah“-Tour sowie das Mittagessen mit einem Astronauten ein.

Routiniert plaudert Robert C. Springer, der 1989 und 1990 insgesamt 237 Stunden im All verbracht hat, seinen Gäste im „Astronaut Encounter“ gleich neben dem KSC-Raketengarten aus dem Nähkästchen: Etwa, dass bei Shuttle-Starts der Lärm unbeschreiblich sei, im Weltraum das Geräusch aber eher dem normaler Flugzeuge gleiche. Oder dass die Schutzkleidung 50 Kilo wiege. Oder die unangenehme Episode, als er sechs Stunden auf den Start warten musste und vorher besser auf den zweiten Kaffee verzichtet hätte. „Bob“, der pensionierte Oberst der US-Marines, kann sich auch Flüge zum Mars vorstellen und schwärmt: „Jeder, der mal im All gewesen ist, kommt als Umweltschützer zurück.“

Zur KSC-Tour gehören auch die 3D-Filme „Mondspaziergang“ und „Raumstation“ im Imax-Kino sowie Besuche in den Zentren zur Raumstation ISS und zum Apollo/Saturn-V-Programm. Dort kann die 111 Meter hohe Rakete samt Apollo-Kapseln und Mondmobil besichtigt werden. Besucher erhalten Einblick in das Original-Kontrollzentrum der ersten Mondlandung und erleben einen Apollo-Start. Neueste Attraktion des KSC ist die „Shuttle Launch Experience“. Die lobt sogar der erfahrene Astronaut Bob Springer als „gute Simulation, obwohl nicht ganz so starke Kräfte wirken wie im Original“. Details zum Raumfahrtzentrum findet man im Internet unter www.kennedyspacecenter.com.
Christian Boergen