USA

Die rote Meile Amerikas

Eine Hafenrundfahrt mit dem Schaufelraddampfer „Natchez“.

New Orleans: Schildkrötensuppe zum Frühstück, Bier vorm Einschlafen

Unterwegs im French Quarter von New Orleans. Fotos: ah

Wer mit einem großen Teller Schildkrötensuppe im "Brennan's" in den Tag startet, ist für "The Big Easy" gerüstet. Das typische Frühstück bietet ein gutes Fundament für einen aufregenden Tag in New Orleans, auch wenn die Spezialität des Hauses nicht jedermanns Sache. Alternativ gibt es im Brennan's Schnecken, in Zitronenbutter eingelegte Froschschenkel oder mit Käse überbackene Austern. Ein ganz normales Frühstück eben.

Zur Verdauung spazieren wir durch das historische French Quarter. Die Prachtstraße Royal Street wird von Juwelieren, Antiquitätenläden und Kunstgalerien dominiert. Im quadratisch angeordneten Viertel findet man viele Spuren der 1718 gegründeten französischen Kolonie. Das überschaubare French Quarter wird im Süden vom mächtigen Mississippi begrenzt. Und, siehe da, der erste Schaufelraddampfer kommt in Blickweite. Natürlich ist der Dampfer heute eine Touristenattraktion.

Schön sieht das Schiff trotzdem aus und weckt Erinnerungen an Mark Twains "Tom Sawyer und Huckleberry Finn". Die "Natchez" schippert zweimal am Tage über den Fluss und durch das riesige Hafengelände. Neben Jazz und dem berühmten Fachingsdienstag Mardi Gras hat New Orleans ein drittes Standbein: Import und Export. Die Südstaaten-Metropole hat den drittgrößten Hafen der Vereinigten Staaten.

Wir kehren ins French Quarter zurück. Das malerische Viertel bezaubert durch seine einzigartige Architektur. Die zwei- bis dreistöckigen Backsteinbauten haben meist einen spanischen Balkon. An ihm hängen Beads - bunte Perlenketten, die Besucher an Mardi Gras als Begrüßungsgeschenk erhalten. Junge Damen bekommen sie auch dann, wenn sie während den Feierlichkeiten der johlenden Menge ihre entblößte Oberweite präsentieren.

Nach dem Spaziergang gönnen wir uns eine Pause. Am westlichen Ende der Bourbon Street steigen wir in die St. Charles Avenue Streetcar. Die historische Straßenbahn ist aus Tennessee Williams Stück "Endstation Sehnsucht" bekannt. 1,25 US-Dollar kostet die einfache Fahrt. Auf dunklen Holzbänken sitzend rattern wir Richtung Garden District.

Das mondäne Viertel besticht durch viktorianische Prachtbauten. Die Kolonialvillen wurden vor rund 200 Jahren von wohlhabenden Kaufmanns- und Zuckerpflanzerfamilien gebaut. In direkter Nachbarschaft ist der Geldadel auf dem Friedhof Lafayette mit seinen sehenswerten Grabhäusern beerdigt. Auf dem Friedhof finden regelmäßig Spuk-Touren statt.

Der Abend beginnt mit einem Besuch im "Arnaud's" in der Bienville Street. Das charmante Haus im French Quarter bietet typisch kreolische Küche. Danach lockt das Abendprogramm in der "Wiege des Jazz". Neben dem obligatorischen Dixieland und Blues beherrscht besonders Rockmusik die Partymeile Bourbon Street. Auf der rechten Straßenseite dröhnt Musik von Albert King und John Lee Hooker aus verrauchten Kneipen, links lärmen Jon Bon Jovi und Nickelback - allerdings nicht im Original.

Die Bourbon Street ist eine schnurgerade Straße voller Jazz-Kneipen, Bars, Diskotheken sowie Striptease- und Ramschläden. Die musikalische Reeperbahn hat uns im Griff, wirbt mit Schildern, auf denen "Huge Ass Beer" angepriesen werden. Da wollen wir nicht nein sagen.
Arne Hübner
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