Kanada

Lebensader des Ostens

In der kanadischen Hauptstadt fließt der Rideau Canal in den Ottawa River.

Ontario: Der Rideau Kanal ist ein geschichtsträchtiger Wasserweg

Wasserwege spielen in Kanadas Geschichte eine große Rolle. Schon Indianer nutzten die zahllosen Bäche, Flüsse und Seen. Sie waren auch die ersten, die mit ihren Kanus zwischen dem Lake Ontario und dem Ottawa River unterwegs waren.

Als die Amerikaner im Krieg von 1812 versuchten, die Ländereien nördlich des Sankt-Lorenz-Stroms von den Engländern zu erobern, wurde der Hauptverkehrsweg von Montreal zum Ontariosee zu einem militärischen Risiko für die britische Kolonialmacht in Kanada. Daher erhielt Lieutenant Colonal John By 1826 den Auftrag, einen schiffbaren Wasserweg vom Ottawa River nach Kingston zu bauen: den Rideau Canal.

Zwei Jahre später entstand an der Südseite dieses Flusses eine Pioniersiedlung namens Bytown. Und 1855 bekam dieser Ort seinen heutigen Namen Ottawa und wurde von Queen Victoria zur neuen Hauptstadt Kanadas gewählt. Der rund 200 Kilometer lange Kanal ist seit 1832 geöffnet, hat jedoch nie seine ursprüngliche Aufgabe als militärische Versorgungsroute erfüllen müssen.

Stattdessen entwickelte er sich zur wirtschaftlichen Lebensader für die Menschen im Hinterland. Holz, Erze, Getreide und andere Erzeugnisse wurden mit Lastkähnen nach Montreal transportiert. Und Tausende von Einwanderern nutzten ihn für die Reise in ihre neue Heimat Oberkanada. Merrickville, Smith Falls oder Perth wuchsen so rasch zu wichtigen Ortschaften heran.

Das sieht man ihnen heute noch an: Massive Steinbauten dominieren die Main Street von Merrickville, die ehemalige Mühle von Smith Falls ist heute Verwaltungssitz des Rideau Kanals und gepflegte Wasserläufe durchziehen die Orte, vorbei an den frühindustriellen Wirtschaftsgebäuden der Region.

Seine wirtschaftliche Bedeutung hat der Rideau Kanal verloren, seit die großen Schiffe ihre Lasten über den Sankt-Lorenz-Seeweg aus den Binnenregionen Kanadas nach Montreal transportieren. Stattdessen beherrschen heute Hausboote, Segler und Kanus das Bild. Waren es Anfang des 19. Jahrhunderts noch Sportangler, die von den hervorragenden Fischbeständen der Seen entlang der Wasserroute angelockt wurden, entstanden im Laufe der Zeit immer mehr Sommerhäuser und Cottages an seinen Ufern.

Heute sind die Bootsanlegestellen und Schleusen für Touristen attraktiv. Denn es sind gute Stellen, um Boote bei einem gemütlichen Picknick dabei zu beobachten, wie sie die Schleusen passieren. Oder man setzt sich in einen Pub oder ein Café und beobachtet das Treiben von seinem Tisch aus.
Monika Fuchs
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