Kanada

Ruhig und unaufgeregt

Wer auf dem Skyline Trail wandert, wird von atemberaubenden Ausblicken auf den Atlantik belohnt

Wer auf dem Skyline Trail wandert, wird von atemberaubenden Ausblicken auf den Atlantik belohnt. Foto: Nova Scotia Tourism

Kanada: Die Atlantik-Provinz Nova Scotia bietet großartige Landschaften

Hier bekommen Sie alles, was Sie an Ausrüstung haben wollen, Sie müssen nur Ihre Kreditkarte zeigen“, sagt lapidar ein junger Mann namens Cody, der für den Kajak- und Kanuverleih im Kejimkujik National Park zuständig ist. Durch das 380 Quadratkilometer große Gelände fließt ungestört der Mersey River, auf dem die Paddler eine friedliche und völlig naturbelassene Flusslandschaft vorbei an Wasserlilien, Schildkröten und Fröschen durchqueren.

Tolle Ausblicke, farbenfrohe Natur
Auf der Halbinsel Nova Scotia wechseln sich waldreiche Gebiete mit fruchtbaren Ebenen und idyllischen, teils atemberaubend schönen Küstenlandschaften ab. Sie lassen sich zu Fuß oder mit dem Auto ohne große Schwierigkeiten erkunden. Besonders beeindruckend ist eine Wanderung auf dem „Skyline Trail“. Er sei wegen der tollen Ausblicke aufs Meer und der farbenfrohen Natur ringsum sehr gut besucht, schwärmt Ranger Miranda Dodd. Außerdem könne man dort viele Orchideenarten entdecken, Elche und Kojoten obendrein. Dieser Trail zweigt vom dreihundert Kilometer langen „Cabot Trail“ ab, der zu den zehn schönsten Küstenstraßen weltweit zählt.

Gut zwei Stunden Autofahrt von der Hauptstadt Halifax entfernt begrüßen sich am Cape Split Wanderer freundlich mit „What a nice weather, have a good day“, und das, obwohl sie auf einem glitschigen Waldpfad zur Spitze des Kaps unterwegs sind. Die Anstrengung lohnt sich aber allemal, denn dort gibt es den schönsten Blick über die einzigartige Bay of Fundy. In diese 270 Kilometer lange Bucht fließen bei Ebbe und Flut zweihundert Milliarden Tonnen Meereswasser hinein und wieder hinaus, nirgendwo ist der Tidenhub mit sage und schreibe 16 Metern gewaltiger. Mit viel Glück entdeckt man in der Bucht die seltenen, bis zu zwanzig Meter langen Glattwale, während Buckelwale schon eher zu beobachten sind.

Pittoreske Hummer-Hochburg
Nova Scotia ist etwa halb so groß wie Island, der Name geht auf schottische Einwanderer im 17. Jahrhundert zurück. Heute leben hier hauptsächlich Nachfahren französischer und englischer Siedler sowie der einheimischen Mi’kmaq-Indianer. Es sind in der Mehrzahl Urlauber aus Ontario und dem benachbarten US-Bundesstaat Maine, denen die ruhige und unaufgeregte Atmosphäre gefällt. Aber auch Europäer schätzen Kanadas zweitkleinste Provinz.

Ein echtes Kleinod ist der Ortskern von Lunenburg, ein pittoreskes Städtchen an der Küste, das sich seit 1995 Unesco-Weltkulturerbe nennen darf. Dort sieht es noch fast so aus wie im 18. Jahrhundert, als die Engländer eine Siedlung mit 48 Häuserblocks errichteten. Später entstand am Hafen das Zentrum der kanadischen Atlantikfischerei.

Inzwischen profitiert die 2.500-Seelen-Gemeinde von einer Delikatesse, die einst als Armeleutemahlzeit galt: Hummerfleisch. 3.000 Fischer sorgen dafür, dass man die Krustentiere überall in der Provinz bekommt, noch lebend oder bereits gekocht. Eine bekannte Fast-Food-Kette bietet sogar preiswerte Sandwiches an, die „McLobster“ heißen und auch so schmecken.

Andreas Jacobsen