Kanada

Alberta lässt es prickeln

Traumhafte Bedingungen: Sunshine Village ist ein Paradies für Wintersportler.

Traumhafte Bedingungen: Sunshine Village ist ein Paradies für Wintersportler.<br>Foto: Lake Louise Tourism

Kanada: Einmal im Leben in den Rocky Mountains pulvern

Es gibt Reisepläne, die man besser klammheimlich hegt. Blanker Neid ist ansonsten die Folge. Das Stichwort heißt Pulverschnee: rar in den Alpen, normal in den Rockies. Dort nennt er sich „Champagne Powder“.

Kenji hat es richtig gemacht. Der Skiguide aus Japan ist einfach hiergeblieben. Vor Jahren kam er nach Banff und stand im Skigebiet Sunshine Village das erste Mal auf den Brettern, alles andere als ein Naturtalent. Aber Kenji hat nicht aufgegeben. Nachdem er endlich die „Double Black Diamond“-Pisten bewältigte, ließ er sich zum Skilehrer ausbilden. Seitdem lebt er in Alberta, wie die kanadische Provinz mit den mächtigen Gipfeln heißt.

„Angel Express“ heißt einer der Lifte, die im Sunshine Village zu paradiesischen Pisten befördern. Wir carven in weiten Schwüngen zu Tal. Außer an Wochenenden ist hier kaum etwas los. Die Pisten sind wunderbar leer. Sie tragen hübsche Namen wie „Delirium Dive“ oder „Hell’s Kitchen“. Alberta lässt es prickeln – jedenfalls bei der Mittagspause in der Lodge, als die Hüttenwärme das Gesicht mit tausend kleinen Nadelstichen rötet.

Zwei Tage später, in Lake Louise, ist es noch kälter: minus 23 Grad bei starkem Nordwind. Mike Dandurand ist ein einheimischer „Skifriend“, der kostenlos mit Gästen das Skigebiet erkunden geht. Er weiß, welche Pisten im Windschatten liegen, und wo die schönste Hütte für den Lunch wartet. Skifriends sind in Lake Louise an jedem Wochentag im Einsatz.

Wir gönnen uns einen Tag Sportpause und bummeln gemächlich im Leihwagen den Icefields Parkway entlang, um den Rockies zu huldigen. Sie prunken mit immer neuen Gesteinsformationen und Farbenspielen zwischen Rosa und düsterem Grau, mimen mal Matterhorn oder Mont Blanc, dann wieder die Dolomiten. Links und rechts des Highways hängen türkis-bläulich schimmernde Gletscher am Fels, „gefüttert“, wie die Einheimischen sagen, von den noch größeren Eisfeldern oberhalb.

Am Sunwapta Pass, in Höhe des mächtigen Columbia Icefields, stoßen Banff National Park und Jasper National Park aufeinander. Zusammen ist das geschützte Gebiet rund 23.000 Quadratkilometer groß – eine Fläche, die mehr als die halbe Schweiz einnimmt.

In Jasper nennt sich der kostenlose Begleiter übrigens „Mountain Host“. Und er ist ein leidenschaftlicher „Ski Bum“, wie hart gesottene Pistenfeger genannt werden.

Claudia Diemar


Wedeln in Kanadas Westen
Von Banff aus sind die Skigebiete Sunshine Village und Mount Norquay in zehn bis 20 Autominuten erreichbar. Lake Louise liegt etwa eine Fahrstunde weiter nördlich und bietet mit 139 Pisten das größte Gebiet der kanadischen Rockies. Der Icefields Parkway führt ins das noch nördlichere Jasper mit dem Skigebiet Marmot Basin (84 Pisten).