USA

Montana: Im Zeichen der Schneeziege

Traumhafte Abendstimmung am Lake Mc Donald mit Bergkulisse. Foto: rie

Traumhafte Abendstimmung am Lake Mc Donald mit Bergkulisse. Foto: rie

Der Glacier National Park ist ein Paradies für Outdoor-Urlauber

Der Glacier National Park ist ein Wander- und Outdoor-Paradies. Foto: rie

Der Glacier National Park ist ein Wander- und Outdoor-Paradies. Foto: rie

Die entspannte Fahrt auf dem schier endlosen Highway durch die ebenso endlose Prärie macht langsam aber sicher müde. Bereits seit Stunden sind wir im nördlichen Hinterland von Montana unterwegs. Aber urplötzlich taucht sie am Horizont auf, eine imposante Bergkette mit schneegepuderten schroffen Gipfeln – massiv und irgendwie auch erhaben. Ein Panorama, mit dem der Glacier National Park seine Besucher schon viele Meilen vor ihrer Ankunft in den Bann zieht.

Wilde Schönheit im Norden

Und diese Faszination wird uns in den folgenden Tagen nicht mehr loslassen. Denn das rund 4.000 Quadratkilometer große Gebiet, das direkt an der Grenze zu Kanada die Rocky Mountains östlich begrenzt, ist selbst in den von Naturwundern reichlich gesegneten USA eine echte Besonderheit.

Geformt von tektonischer Unruhe und zahlreichen Gletschern ist hier über Jahrmillionen eine alpine Wildnis mit über 170 Bergen entstanden, die in weiten Teilen noch heute vom Menschen unberührt ist, wo seit der Entdeckung von Amerika lediglich drei Tierarten ausgestorben sind und in der von seinen 762 Seen nur 131 überhaupt einen Namen haben. Kein Wunder, dass der 1910 unter Schutz gestellte Nationalpark vor allem ein Mekka für Outdoor-Fans ist.

Dafür sorgt allein schon das 1.200 Kilometer lange Wegenetz, auf dem von Spaziergängen und Tageswanderungen nahe der Touristenzentren bis zu mehrtägigen Abenteuertouren über einsame Gipfel, verträumte Bergwiesen und dichte Wälder alles möglich ist. Und es gehört gar nicht mal ungewöhnlich viel Glück dazu, unterwegs Grizzlybären, Elche, Weißkopfseeadler oder die leuchtend weißen Schneeziegen – das Wappentier des Parks – zu beobachten.

Daher ist das Naturparadies in Amerikas Norden alles andere als ein touristischer Geheimtipp. Mit fast drei Millionen Gästen im vergangenen Jahr spielt der Glacier-Park, wenngleich mit einigem Abstand, durchaus in der Liga bekannter Besuchermagneten wie Yosemite und Yellowstone. Aber der Trubel konzentriert sich im Grunde nur auf wenige Orte.

Auf die berühmte „Going-to-the-Sun Road“ etwa, jener gleichsam historischen wie waghalsigen Passstraße, die zwischen 1921 und 1933 in den Fels gehauen wurde und den Park in unzähligen Kurven und Serpentinen von Ost nach West durchquert. So ziemlich jeder Besucher hat eine Fahrt auf der spektakulären Bergtrasse über den 2.000 Meter hohen Logan Pass auf seiner To-do-Liste, ob nun im eigenen Auto oder in einem der knallroten „Jammer“ – liebenswerte Oldtimer-Busse, die schon seit den 1930er Jahren Touristen auf die Berge kutschieren.

Im Herbst wird es ruhiger

Viel los ist im Sommer auch in den Besucherzentren und auf den Campingplätzen der beiden größten Seen, dem Lake McDonald am Westeingang des Glacier-Parks und dem Saint Mary Lake auf der Ostseite. Wer dem entgehen will, muss nicht zwingend in die Berge fliehen, sondern kann einfach in der Nebensaison anreisen. Ende September zum Beispiel sind Touristen nur noch in Restbeständen anzutreffen, dafür stehen die Zeichen mit vielen bereits geschlossenen Unterkünften und Attraktionen aber schon deutlich auf Winterruhe.

Das sieht man übrigens auch der Bärenmutter und ihrem Nachwuchs an, die uns hoch auf dem Logan Pass vor die Kameralinse laufen: Beide sind für ihre saisonale Schlafpause schon dick und rund gefressen.

 

Krone des Kontinents
Zusammen mit dem nördlich angrenzenden Waterton-Lakes-Nationalpark in Kanada bildet der Glacier-Park den Waterton-Glacier International Peace Park. Dieser wiederum ist Kerngebiet der „Krone des Kontinents“ – ein Ökosystem mit vielen geologischen und klimatischen Besonderheiten. So ist der Berggipfel „Triple Divide Peak“ der weltweit einzige Punkt, an dem sich die Wasserscheiden dreier Weltmeere (Atlantik, Pazifik und Arktischer Ozean) treffen. Zugleich teilt der Hauptkamm der Rocky Mountains das Gebiet in sehr unterschiedliche Klimazonen: Während der Westen vom pazifischen Einfluss mit gemäßigten Temperaturen und viel Niederschlag bestimmt wird, sorgt das kontinentale Klima auf der Ostseite für extreme jahreszeitliche Unterschiede.
Weitere Infos zum Glacier National Park unter www.nps.gov/glac.

Thomas Riebesehl