Argentinien

Argentinien: Zwischen gemütlich und geschäftig

Tanzen wie einst bei der Feria de Mataderos.

Tanzen wie einst bei der Feria de Mataderos.

Buenos Aires: Weltstadt am Rio de la Plata

Die neue Brücke von Santiago Calatrava.

Die neue Brücke von Santiago Calatrava. Fotos: kag

In der Millionenstadt Buenos Aires treffen Welten aufeinander. Unverfälscht hat sich die Metropole mit dem zerfallenen Charme ihre Traditionen bewahrt. Das gemütliche südamerikanische Flair ruht über den zahlreichen grünen Plätzen, wo sich die ausgehfreudigen Argentinier zum Mate-Tee-Trinken treffen. Doch gleichzeitig versprüht die Stadt Geschäftigkeit und modernen Luxus, wie in einer europäischen Metropole. Die sonntägliche Feria de Mataderos (www.feriademataderos.com.ar) im alten Schlachthofviertel an der westlichen Stadtgrenze von Buenos Aires ist noch genau wie vor mehr als zwei Jahrzehnten. Touristen kommen hierher nur selten. Unter die Gauchos in traditioneller Tracht mischen sich Portenos aller Altersklassen. Auf der Bühne am Marktplatz zeigen verschiedene Tanzgruppen Folkloretänze zu Live-Musik mit Akkordeons, Gitarren und Trommeln. Doch es wäre nicht Argentinien, wenn sich nicht auch das Publikum sofort von den Klängen der Musik mitreißen ließe.

Die wahre Fiesta spielt sich auf der Straße ab. Alte Gauchos, die kaum laufen können, wirbeln umher und flirten mit ihren 40 Jahre jüngeren Tanzpartnerinnen wie junge Casanovas. Über den Marktplatz wehen unentwegt graue Rauchwolken der zahlreichen Parilla-Stände mit verlockenden Chorizos, Steaks und anderen argentinischen Straßenköstlichkeiten. An den mehr als 300 Marktständen werden landwirtschaftliche Produkte oder Kunsthandwerk verkauft. Und nachmittags wetteifern die argentinischen Cowboys bei waghalsigen Reitmanövern, um ihre Künste zu Pferd zur Schau zu stellen. Neben dem traditionsreichen Stadtkern ist in den letzten Jahren am Ufer des R?o de la Plata ein ganz neues Viertel entstanden. Bis in die 30er Jahre war Puerto Madero ein Ort mit Warenhäusern, Lagersilos und riesigen Hafenanlagen. Nachdem der Hafen nordwärts verlegt wurde, standen die meisten Häuser leer, bis in den 90er Jahren Investoren aus aller Welt das Gebiet überschwemmten. Sie richteten die alten Hafengebäude wieder her, statteten sie mit topmoderner, minimalistischer Inneneinrichtung aus und schufen so ein Vergnügungsviertel für die Jungen und Wohlhabenden der Stadt. In den alten Lagerhallen aus roten Backsteinen locken jetzt zahlreiche erstklassige Restaurants, Bars und Diskotheken. An beiden Seiten des Kanals, in dem ein kleiner Yachthafen liegt, lädt eine Promenade zum Schlendern in der Sonne ein. Verbunden sind sie durch die von dem renommierten Architekten Santiago Calatrava entworfenen Puente de la Mujer (Frauenbrücke). Zwischen den restaurierten Hafengebäuden wachsen immer mehr moderne Glas- und Betonbauten in die Höhe, die meist Hotels der weltbekannten Ketten oder luxuriöse Apartment-Komplexe beherbergen. Das Viertel ist eine eigene kleine Stadt in der Stadt mit Wohnanlagen, Läden und Kulturzentren. Die obersten Stockwerke der neuen Hochhäuser ragen weit über die Traditionsbauten des alten Stadtkerns auf. So hat Buenos Aires jetzt auch eine imposante Skyline. Wie es sich für jede echte Weltstadt gehört.
Katharina Guderian
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