Uruguay

Sommer auf südamerikanisch

Oldtimer in den Straßen von „Punta“.

Zu Besuch im Künstler- und Badeort Punta del Este

Eigenwillige Architektur: das Wohnhaus des Künstlers Carlos Paez Vilaro. Fotos: hs

Zwei Dutzend Candombe-Musiker trommeln und singen nach Kräften, erzeugen Musik voller Lebensfreude, Klänge, die afrikanische und spanische Rhythmen verschmelzen. Der CD-Player auf der Veranda spielt die Ouvertüre zur grandiosen Abschiedsinszenierung eines Tages in Punta del Este.

Bald darauf wird die Sonne hinter den Wellen im Ozean versinken. Der Maler Carlos Paez Vilaro blickt auf die Mündung des Rio de la Plata hinaus: „Durch diese Sonne kannst du die Farben der Ewigkeit sehen“, sagt er. „Nirgendwo geht sie schöner unter als in Punta del Este.“ Paez, einer der bekanntesten lateinamerikanischen Künstler, lebt seit den 1950er Jahren hier, ist der Wegbereiter Punta del Estes als Jetset-Ferienziel.

Der uruguayische Badeort ist das exklusivste Seebad Südamerikas und wird im Süd-Winter zum exklusiven Tummelplatz der Schönen und Reichen. Auf eine halbe Millionen Einwohner bringt es „Punta“ mit seiner Hochhaus-Skyline dann. Weniger als 50.000 Menschen leben hier während aller anderen Monate. Dabei gibt es an der Mündung des Rio de la Plata in den Südatlantik nicht ansatzweise so viele Hotelbetten wie Sommergäste.

Die meisten Urlauber brauchen sie nicht. Denn wer in Südamerika etwas auf sich hält, hat hier eine Villa oder zumindest eine Eigentumswohnung in einem der Apartment-Türme. Es ist die Schickeria des Kontinents, die hier ihre wochenlange Südhalbkugel-Sommerparty feiert. Sie tut es unter den Augen all der anderen, die nicht da sind, denn „Punta“ hat in den Wochen die größte Paparazzi-Dichte pro Quadratmeter in Südamerika. Vor die Linse bekommen die Prominentenjäger vor allem Filmsternchen und Models, dazu neue und alte Fußballstars.

Weil mehr und mehr Urlauber aus der Ferne auf den Geschmack kommen, trifft es sich gut, dass in den letzten Jahren immer mehr First-Class-Hotels eröffnet haben, und dass es inzwischen einige attraktive Boutique-Hotels gibt – die meisten sogar günstiger als Häuser vergleichbarer Klasse in Nordamerika, Europa oder auch Südostasien.

Vormittags unterdessen schläft Punta del Este noch: kaum Verkehr auf der vierspurigen Straße entlang der Dünen und in der Innenstadt, wenige Menschen in den Straßen. Nur die Kellner sind schon wieder aktiv und räumen Tische und Stühle ins Freie, spannen Sonnenschirme auf und rüsten ihre Beachbars an der Playa Brava und der Playa la Pastora für einen neuen 19-Stunden-Tag.

Erst mittags füllen sich die Straßen und wenig später die Sandstrände, kurven die Limousinen auf der Prachtstraße Rambla General Artigas Richtung Yachtclub, Rollerblader gleiten in Badesachen die Straßen entlang, Cabrios und Jeeps kurven nebenher, und in ihren Autoradios sind Candombe-Combos eingesperrt. Die trommeln sich in Stimmung für die nächste Party-Nacht.
Helge Sobik