Chile

Magische Berge und seltene Andenhirsche

Die Unterkünfte im Bioreservat Huilo Huilo haben sich wie Chamäleons an die Landschaft angepasst.

Das chilenische Bioreservat Huilo Huilo gewinnt die Eco Trophea 2012

Touristenführerin Loreto. Fotos: af

"Haben alle ihre Fotoapparate dabei?", fragt Loreto und schaut in die Runde. Bereits seit acht Jahren arbeitet sie als Touristenführerin. Eines hat sie im Laufe der Zeit gelernt: Wann immer Touristen das südchilenische Bioreservat Huilo Huilo rund 850 Kilometer südlich von Santiago besuchen, klicken die Kameras.

Kein Wunder: Im Osten des 100.000 Hektar großen Gebiets schlängelt sich der tiefblaue See Pirehueico an der Andenkordillere entlang. Im Westen erhebt sich der schneebedeckte Vulkan Mocho-Choshuenco. Dazwischen breiten sich Araukarienwälder aus, durch die Pumas und seltene Andenhirsche, so genannte Huemule, streifen. Es gibt Wasserfälle und Wildblumenwiesen, heiße Quellen und Wanderpfade, die durch das Dickicht führen. Ein Schatz der Natur, der seit 2007 Teil des Unesco-Biosphärenreservats der südlichen Anden ist.

"Noch vor fünfzehn Jahren", erklärt Loreto ihren Gästen, "war diese Idylle in Gefahr." Der Wald wurde gerodet, eingeschleppte Arten drohten heimische Tiere vollends zu verdrängen, die Dorfbewohner wanderten ab, um in der Ferne Arbeit zu suchen. Gerade einmal rund 1.000 Touristen, so Loreto, verirrten sich jährlich in das entlegene Gebiet am Fuße der Anden.

Vor acht Jahren gründeten Geschäftsleute und Umweltschützer die Stiftung Huilo Huilo, um dem entgegenzuwirken. Ihr Ziel war es, Wald und Tiere zu schützen, nachhaltigen Tourismus zu fördern und die Gemeinden vor Ort zu stärken. Das Konzept ging auf. Biologen gelang es, den fast ausgestorbenen Huemul neu anzusiedeln. Die Bewohner der umliegenden Dörfer wurden zu Reiseführern, Umweltschützern und Hotelpersonal ausgebildet. Etwa 800 Personen, sagt Loreto, hätten durch das Projekt Arbeit gefunden.

Nach und nach entstanden mehrere Unterkünfte, die sich wie Chamäleons an die Landschaft angepasst haben: die Lodge Montana Magica, ein künstlicher Berg, von dessen grün bewachsenen Außenmauern ein Wasserfall hinunterplätschert; das Nothofagus Hotel, eine Art Baumhaus-Lodge, in dessen Foyer eine Eiche wächst; das Canopy Village mit Hütten, die sich auf hölzernen Stelzen den Baumkronen entgegenstrecken. Ein ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept, für das das Reservat jüngst auch vom Deutschen Reise Verband (DRV) mit der Eco Trophea 2012 geehrt wurde.

Heute empfängt das Reservat jährlich 50.000 Besucher. Viele davon nehmen an Touren durch die unberührte Landschaft teil - begleitet von Loreto und natürlich von ihren Kameras.
Alexandra Frank
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