Peru

Schnaps aus dem Brunnen

Unter Unesco-Weltkulturerbe: die Plaza Mayor in Lima ...

Schöne Überraschungen bei einem Stopover in der Hauptstadt Lima

... mit ihrem Brunnen.

Jugendstilfassaden in Lima. Fotos: jm

Grau in Grau, trist und verhangen zeigt sich Lima im südamerikanischen Frühsommer, was typisch für diese Zeit ist. Die Stadt hat knapp zehn Millionen Einwohner, steht täglich, außer sonntags, stets kurz vor dem Verkehrskollaps, trumpft mit der überragenden Plaza Mayor auf, zeigt sich aber ansonsten weitgehend gesichtslos und – langweilig.

Aber: Wer Machu Picchu oder den Titicacasee sehen möchte, was zwei Drittel aller deutschen Peru-Besucher tun, muss zwangsläufig auch nach Lima. Dann lohnt es, auf dem Hin- oder Rückweg Perus Hauptstadt auch einen Besuchstag zu gönnen, mit Wohlwollen dürfen es sogar zwei Tage sein.

An der Pyramide von Huaca Pucllana verlieren sich eine Handvoll Besucher, um dieses 200 nach Christus erbaute, 22 Meter hohe Monument zu bewundern. Die Pyramide wurde aus Ziegeln erbaut. Das Besondere daran: Diese wurden hochgestellt, um elastisch auf Erdbeben reagieren zu können. Für Architekturliebhaber ist dieses Bauwerk im Geschäfts- und Hotelviertel Miraflores, das südlich vom Zentrum auf den steilen Klippen über dem Pazifik thront, eine echte Entdeckung.

Wegen der Erdbebengefahr gibt es keine U-Bahn in Lima, obgleich deutsche Ingenieure schon vor fast hundert Jahren erste Pläne vorlegten. Das Bus-System ist eher nicht zu empfehlen. Auch nicht jedes Taxi ist vertrauenswürdig und so bestellt man sich über die Telefonnummer 3 55 55 55 ein GPS kontrolliertes Satelital-Taxi zum Archäologischen Museum, wo der Europäer belehrt wird, dass es vor den Inkas mehr als 20 Hochkulturen gab, etwa die der Moche oder Nazca, und sich die Inkas aus den Überlieferungen letztlich nur das Beste herausgepickt haben.

Ein wenig kann man das auch von den Köchen des Landes behaupten, die asiastische und europäische Einflüsse mit peruanischen Zutaten kombinieren. Unbedingt sollte man deshalb einmal eine Cevicheria aufsuchen und für umgerechnet zehn Euro eine der Riesenportionen bestellen, von denen auch gerne zwei nicht ganz so Hungrige satt werden. In einer Cevicheria gibt es ausschließlich Fisch. Der Name kommt von Ceviche, dem feinen Fisch-Carpaccio, das es zum Nationalgericht gebracht hat.

Das flüssige Pendant dazu ist der Pisco Sour, ein Trester-Limonen-Eiweiß-Cocktail, der als Aperitif genauso geht wie als Digestiv. Am vierten Sonntag im Juli, am Pisco-Tag, fließen jedes Jahr tausend Liter aus dem Brunnen der Plaza Mayor, allerdings pur. Womit wir beim überragenden Zentrum, dem Geburtsort und Herz von Lima sind.

Die Plaza Mayor gehört zu den schönsten und prunkvollsten Plätzen in Südamerika und darf sich seit 1991 Weltkulturerbe der Menschheit nennen. Präsidentenpalast, Kathedrale, Rathaus und der Palacio de la Union geben dem quadratischen Platz das Gesicht. In der Nähe lohnt noch das kleine Chinesenviertel mit Tempeln und Markt, wo zu kubanischem Bolero allerlei Fakes verkauft und in den Chifos, den chinesischen Restaurants, Gerichte aus dem Wok gegessen werden.

Ein paar interessante Zahlen zum Schluss: Die 62.570 deutschen Besucher in Peru im Jahr 2013 gaben in durchschnittlich 18 Reisetagen noch rund hundert US-Dollar an Nebenkosten pro Tag aus.
Jochen Müssig
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